Bildhandeln: Unterschied zwischen den Versionen

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(Umgang mit interaktiven Bildern – Probehandlungen und Simulationen)
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====== Umgang mit interaktiven Bildern – Probehandlungen und Simulationen ======
 
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Computerspiele, Simulationen und sogenannte virtuelle Realitäten ermöglichen ein Bildhandeln von einer völlig anderen Qualität als die bisher skizzierten Fälle. Sowohl die von Seja als pragmatistisch als auch die als pragmatisch bezeichneten Verwendungen von Bildern lassen die gebrauchten Bilder – sofern sie einmal geschaffen sind – unverändert. Dagegen ermöglichen Computerspiele, Simulationen und virtuelle Realitäten einen interaktiven Umgang mit Bildern. Der Benutzer rezipiert oder interpretiert die Bilder nicht einfach, sondern wirkt verändernd auf sie ein. Entsprechend geht es hierbei auch nicht mehr um statische, sondern um dynamische Bilder. Anders als das traditionelle Tafelbild ermöglichen derartige Bilder eine spezifische ‚Handhabbarkeit’ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 152).
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Computerspiele, Simulationen und sogenannte virtuelle Realitäten ermöglichen ein Bildhandeln von einer völlig anderen Qualität als die bisher skizzierten Fälle. Sowohl die von Seja als pragmatistisch als auch die als pragmatisch bezeichneten Verwendungen von Bildern lassen die gebrauchten Bilder – sofern sie einmal geschaffen sind – unverändert. Dagegen ermöglichen Computerspiele, Simulationen und virtuelle Realitäten einen interaktiven Umgang mit Bildern. Der Benutzer rezipiert oder interpretiert die Bilder nicht einfach, sondern wirkt verändernd auf sie ein. Entsprechend geht es hierbei auch nicht mehr um statische, sondern um dynamische oder interaktive Bilder (siehe [[Interaktives Bild]]). Anders als das traditionelle Tafelbild ermöglichen derartige Bilder eine spezifische ‚Handhabbarkeit’ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 152).
  
 
Das durch die drei genannten Arten dynamischer Bilder ermöglichte Bildhandeln beschreibt Seja mittels des Freudschen Terminus der ‚Probehandlung’ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 156 ff.). Damit bezeichnet sie „Handlungen […], die keine Auswirkungen in der aktuellen Wirklichkeit haben […]“ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 157), sondern nur ‚Quasi-Folgen’. Noch nicht entschieden ist die Frage, ob Simulationen und ähnliche Probehandlungen als Zeichenhandlungen oder als symbolfreie Handlungen zu beschreiben sind (vgl. dazu <bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 182 ff.; dort auch weitere Literaturangaben).
 
Das durch die drei genannten Arten dynamischer Bilder ermöglichte Bildhandeln beschreibt Seja mittels des Freudschen Terminus der ‚Probehandlung’ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 156 ff.). Damit bezeichnet sie „Handlungen […], die keine Auswirkungen in der aktuellen Wirklichkeit haben […]“ (<bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 157), sondern nur ‚Quasi-Folgen’. Noch nicht entschieden ist die Frage, ob Simulationen und ähnliche Probehandlungen als Zeichenhandlungen oder als symbolfreie Handlungen zu beschreiben sind (vgl. dazu <bib id='Seja 2009a'></bib>: S. 182 ff.; dort auch weitere Literaturangaben).

Version vom 17. Mai 2011, 21:48 Uhr


Unterpunkt zu: Bildpragmatik


Darstellung des gr. Zusammenhangs

Bilder hängen nicht einfach nur an der Wand, sondern sind auf verschiedene Weisen mit verschiedenen Arten von Handlungen verknüpft bzw. in Handlungsvollzüge eingebettet. Der Terminus ‚Bildhandeln’ fasst die verschiedenen Handlungen zusammen, im Zuge derer Bilder geschaffen, rezipiert oder für diverse (meist kommunikative) Zwecke verwendet werden. Handlungstheorien des Bildes gehen je nach Erkenntnisinteresse von unterschiedlichen Fragestellungen aus und stellen dementsprechend je verschiedene Aspekte des Bildes und der beteiligten Handlungsvollzüge in den Vordergrund. Infolgedessen bieten sich die jeweiligen Ausgangsfragen als Einteilungsgrund für jene Theorien an.

In dieser Perspektive lassen sich im Wesentlichen vier (miteinander verbundene) Diskussionsfelder unterscheiden. Erstens wird das Bildschaffen (sowie die Rezeption von Bildern) unter anthropologischem Gesichtspunkt untersucht. Ausgehend von der Annahme, dass Bilder spezifisch menschliche Artefakte sind, wird dabei nach den anthropologischen Möglichkeitsbedingungen des Bildschaffens gefragt. Zweitens wird die Verschiedenheit möglicher kommunikativer Zwecke von Bildern herausgearbeitet. Drittens wird versucht, den Bildstatus und die Bildbedeutung(en) vermittels des Gebrauchs der Bilder zu begründen. Viertens wird der Umgang mit interaktiven Bildern wie Computerspielen, (Computer )Simulationen oder dem Handeln in virtuellen Realitäten untersucht.

Engere Begriffsbestimmung(en)
Zur anthropologische Rolle des Bildschaffens – der homo pictor
Bilder sind Artefakte und verweisen damit immer auf jemanden, der sie geschaffen hat (siehe Artikel Bildherstellung). Gerade in einer anthropologischen Perspektive wird geltend gemacht, dass das Herstellen von Bildern – das ‚Bilden’ – eine spezifisch menschliche Tätigkeit sei und dementsprechend angesichts von Bildern immer auf einen menschlichen Schöpfer dieser Bilder geschlossen werden kann. Einflußreich ist in diesem Zusammenhang Hans Jonas’ Rede vom homo pictor [[Jonas 1963]Jonas, Hans (1963).
Die Freiheit des Bildens. Homo pictor und die differentia des Menschen.
In Zwischen Nichts und Ewigkeit. Drei Aufsätze zur Lehre vom Menschen, 26-43.

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; vgl. auch die Aufsätze in [Boehm 2001]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
]. Ihm gilt vor allem die Bildkompetenz als Fähigkeit zum Herstellen und Rezipieren von Bildern als spezifisch menschliche Fähigkeit, anhand derer dieser von anderen Lebewesen unterschieden werden kann. Als Bedingungen der Möglichkeit jenes ‚Bildvermögens’ und damit der Bildherstellung macht Jonas die Einbildungskraft oder Imaginationsfähigkeit sowie die Fähigkeit zur Abstraktion aus. -- Das Interesse richtet sich hier somit auf ein Bildhandeln als Aktualisierung eines Bildvermögens als spezifisch menschlicher Fähigkeit.
Bilder als Werkzeuge – die Vielfalt kommunikativer Zwecke
Gebrauchsabhängigkeit des Bildstatus und der Bildbedeutung
Umgang mit interaktiven Bildern – Probehandlungen und Simulationen
Computerspiele, Simulationen und sogenannte virtuelle Realitäten ermöglichen ein Bildhandeln von einer völlig anderen Qualität als die bisher skizzierten Fälle. Sowohl die von Seja als pragmatistisch als auch die als pragmatisch bezeichneten Verwendungen von Bildern lassen die gebrauchten Bilder – sofern sie einmal geschaffen sind – unverändert. Dagegen ermöglichen Computerspiele, Simulationen und virtuelle Realitäten einen interaktiven Umgang mit Bildern. Der Benutzer rezipiert oder interpretiert die Bilder nicht einfach, sondern wirkt verändernd auf sie ein. Entsprechend geht es hierbei auch nicht mehr um statische, sondern um dynamische oder interaktive Bilder (siehe Interaktives Bild). Anders als das traditionelle Tafelbild ermöglichen derartige Bilder eine spezifische ‚Handhabbarkeit’ ([Seja 2009a]Seja, Silvia (2009).
Handlungstheorien des Bildes. Köln: Herbert von Halem Verlag.

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: S. 152). Das durch die drei genannten Arten dynamischer Bilder ermöglichte Bildhandeln beschreibt Seja mittels des Freudschen Terminus der ‚Probehandlung’ ([Seja 2009a]Seja, Silvia (2009).
Handlungstheorien des Bildes. Köln: Herbert von Halem Verlag.

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: S. 156 ff.). Damit bezeichnet sie „Handlungen […], die keine Auswirkungen in der aktuellen Wirklichkeit haben […]“ ([Seja 2009a]Seja, Silvia (2009).
Handlungstheorien des Bildes. Köln: Herbert von Halem Verlag.

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: S. 157), sondern nur ‚Quasi-Folgen’. Noch nicht entschieden ist die Frage, ob Simulationen und ähnliche Probehandlungen als Zeichenhandlungen oder als symbolfreie Handlungen zu beschreiben sind (vgl. dazu [Seja 2009a]Seja, Silvia (2009).
Handlungstheorien des Bildes. Köln: Herbert von Halem Verlag.

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: S. 182 ff.; dort auch weitere Literaturangaben).
Auswirkungen auf andere Begriffe
Anmerkungen
Literatur                             [Sammlung]

[Boehm 2001]:
Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Jonas 1963]: Jonas, Hans (1963). Die Freiheit des Bildens. Homo pictor und die differentia des Menschen. In: Jonas, H. (Hg.): Zwischen Nichts und Ewigkeit. Drei Aufsätze zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, S. 26-43.

[Seja 2009a]: Seja, Silvia (2009). Handlungstheorien des Bildes. Köln: Herbert von Halem Verlag.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Verantwortlich:

Schöttler, Tobias

Seitenbearbeitungen durch: Tobias Schöttler [66], Joerg R.J. Schirra [28], Eva Schürmann [1] und Dimitri Liebsch [1] — (Hinweis)