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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 01:00 Uhr
Unterpunkt zu: Bildsyntax
Bildmontage, Collage, AssemblageDer Begriff der Bildmontage bezieht sich sowohl auf Techniken der Malerei und Fotografie als auch auf solche des Films, durch die einzelne Bildelemente oder filmische Einstellungen miteinander kombiniert werden. In die Begrifflichkeit der Montage spielt zudem die künstlerische Form der Collage (von frz. ‘coller’ für ‘kleben’) hinein. Diese ist eine Technik der bildenden Kunst, bei der durch Aufkleben verschiedene Elemente, Materialien oder Objekte kombiniert werden, wodurch ein neues Ganzes geschaffen wird. Während eine Collage gemeinhin aus einer Anhäufung von Texten oder Bildern besteht, so handelt es sich um eine Assemblage, wenn hauptsächlich plastische Objekte zu einer neuen sinnbildenden Einheit zusammengefügt werden – dabei können bildhafte Kunstwerke mit reliefartiger Oberfläche oder auch dreidimensionale Objekte bzw. Skulpturen entstehen.
Montage im BildIn der Montage im Bild oder der Collage werden Elemente aus Bildern, wie z.B. Ausschnitte aus Zeitungen, miteinander kombiniert. Das so entstandene Bild bildet eine neue Komposition und kann damit Träger einer Aussage werden, die nicht in den einzelnen Teilen des Bildes enthalten war. Die Collage / Geschichte eines künstlerischen Ausdrucksmittels. Köln: DuMont Schauberg. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 7). Im 17. und 18. Jahrhundert entfaltet sich diese Technik in der Kirchen- und Klosterkunst, wo sie kunstvoll weiterentwickelt und schließlich so bekannt wird, dass sie von der Populärkultur vereinnahmt wird (auf Aschenbechern oder Zigarettenbinden). Abseits der Collage und ihrer Vorformen finden sich noch Vorläufer der Montage, die nicht auf einem tatsächlich Schnitt oder Riss beruhen. Das 1591 entstandene Bild «Vertumnus» [1] von Giuseppe Arcimboldo kann dazu gezählt werden. Auf diesem Bild ist eine Ansammlung von Blumen, Früchten und Gemüse zu sehen, die sich zu einem Portrait von Rudolf II. zusammenfügen. Außerdem ist hier an die Vedutenmalerei ab dem 17. Jahrhundert zu denken, in der man Teile verschiedener Landschaften zu einem einheitlichen Bild zusammenführte. Einzug in die Kunst erhält die Collage wieder mit Pablo Picasso, der in seinem kubistischen Stilleben «Nature morte à la chaise cannée» (1912) [2] ein Stück Wachstuch einklebt. Hier erlebt die Collage eine erneute Weiterentwicklung – neben alltäglichen Gegenständen werden auch Druckbuchstaben und Ziffern in die Bilder aufgenommen. Sowohl in der Malerei als auch in der Literatur und Lyrik setzt sich die Collage als künstlerische Technik mit dem Futurismus vor allem in Italien, dem Expressionismus in Deutschland und um 1912 auch in Russland durch. Hier wird sie u.a. von Kasimir Malewitsch aufgegriffen, der darüber seinen Suprematismus entwickelt. Sie geht schließlich durch die Arbeiten von Lew Kuleschow und Alexandr Rodtschenko in die Fotomontage über, die mit der kinematographischen Montage in einer engen Wechselbeziehung steht.
Montage im FilmDie Montage im Film beschreibt einerseits die Gestaltung der einzelnen Einstellung, andererseits bezeichnet sie vor allem die Aneinanderreihung einzelner Einstellungen zu einer Sequenz. Innerhalb der Komposition einzelner Einstellungen kann eine Montage zweier Bilder durch Doppelbelichtung erzeugt werden, doch auch die Kombination verschiedener Bildelemente ist hier möglich. In den Anfängen des Films wurden vor allem Rückprojektionen aus ökonomischen Zwecken genutzt, um z.B. zuvor aufgenommene Landschaften als Hintergründe für Szenen in Studioräumen zu nutzen. Dabei standen die Schauspieler vor einer Leinwand, auf welche der Film einer Wüste o.ä. von hinten projiziert wurde. So konnte sichergestellt werden, dass keine Schattenwürfe der Akteure die Illusion störten. Diese Technik wurde weiterentwickelt und findet im digitalen Zeitalter ihre Entsprechung in der Green- bzw. Bluescreen-Technik. Diese Techniken werden wiederum mit dem ‘compositing’ (engl. für: ‘Zusammensetzung’) in Zusammenhang gebracht, welches zwei oder mehr getrennt voneinander aufgenommene oder erzeugte Bildelemente zu einem stimmigen Bild bzw. einer Einstellung zusammenführt. Aspekte der Filmmontage - Eine Art Einführung. In Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts, 9-33, 5., gegenüber der 4. unveränderte Auflage. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 20ff. bzw. [3]). Montage Editing Schnitt. In Filmkritik, 12, 547-558. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 558). Durch diesen Zufall wurde die Möglichkeit entdeckt, verschiedene Einstellungen von differenten Szenarien und Objekten aneinander zu fügen und aufeinander zu projizieren. Dieses Prinzip erlaubte es durch die Kombination unterschiedlicher Einstellungen eine neue Aussage zu evozieren. Innerhalb der sowjetischen Montagetheorie wurden der Montage unterschiedliche Aufgaben zugeschrieben. Während Vsevolod Pudovkin die Produktion von Kontinuität bzw. Kohärenz und die Erzeugung eines synthetischen Ganzes als Aufgabe der Montage in den Vordergrund stellte – einen Gedanke, den er von David W. Griffith übernommen hatte –, betonte Sergei Eisenstein das Konfliktpotential der Montage. Indem sie zwei Einstellungen kollidieren lässt, zwingt sie den Zuschauer diese in seinem Kopf zu synthetisieren. Daher geht es Eisenstein auch weniger um psychologische Stimmigkeit und die Überzeugungskraft der Bilder, sondern vor allem um die Erzeugung von Gedankenbildern und Begriffen im Kopf des Zuschauers durch die Montage. Aspekte der Filmmontage - Eine Art Einführung. In Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts, 9-33, 5., gegenüber der 4. unveränderte Auflage. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 18f.). Die im Französischen als ‘découpage classique’ bezeichnete Hollywood-Montage arbeitet dabei den kontinuierlichen Fluss der Handlung heraus. Die einzelnen Schnitte fallen hier unter die Wahrnehmungsschwelle, so dass die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf der Kontinuität des Geschehens bleibt. |
Inhaltsverzeichnis
Anmerkungen
[Beller 2005a]: Beller Hans (2005). Aspekte der Filmmontage - Eine Art Einführung. In: Beller Hans (Hg.): Handbuch der Filmmontage. Praxis und Prinzipien des Filmschnitts. München: TR-Verlagsunion, S. 9-33, 5., gegenüber der 4. unveränderte Auflage.
[Ebert 1979a]: Ebert, Jürgen (1979). Montage Editing Schnitt. Filmkritik, Band: 12, S. 547-558. [Wescher 1968a]: Wescher, Herta (1968). Die Collage / Geschichte eines künstlerischen Ausdrucksmittels. Köln: DuMont Schauberg. Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [20], Joerg R.J. Schirra [17], Patrick Kruse [12], Lars Grabbe [11], Eva Schürmann [4] und Franziska Kurz [2] — (Hinweis) Zitierhinweis: [Kruse & Grabbe 2013g-a]Literaturangabe fehlt. |