Bildsemantik: Unterschied zwischen den Versionen
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==Der Bedeutungsaspekt (im engeren Sinn) von Bildern== | ==Der Bedeutungsaspekt (im engeren Sinn) von Bildern== | ||
− | Die Fragestellung der | + | Die Fragestellung der Bild­seman­tik richtet den Blick auf die Bezie­hungen zwischen [[Bildträger|Bildträ­ger]] und den damit bezeich­neten Enti­täten, d.h. dem, was man umgangs­sprachlich als die ''Bedeu­tung'' des entspre­chenden Bildes im enge­ren Sinn versteht. Es geht also insbe­sonde­re um einen mögli­chen [[Interaktions-, Selbst- und Sachbezug|Sachbe­zug]] bildhaf­ter Zeichen oder, in Bühlers Termi­nolo­gie des Orga­non-Modells, um den Aspekt der [[Repräsentation|Darstel­lung]].<ref>Von ei­nem Sach­be­zug im ei­gent­li­chen Sin­ne wä­re nur zu spre­chen, wenn die Be­deu­tung ei­nes Bil­des als äqui­va­lent zu ei­ner (mehr oder we­ni­ger kom­ple­xen) [[Proposition|Pro­po­si­ti­on]] oder – in ei­nem schon et­was wei­te­ren Sinn – zu ei­nem der pro­po­si­ti­o­na­len Tei­le ([[Prädikation|Prä­di­ka­ti­on]] oder [[Nomination|No­mi­na­ti­on]]) be­grif­fen wird. Da ei­ni­ge Bild­the­o­ri­en die­se Vo­r­aus­set­zung ab­strei­ten, kann in ih­rem Rah­men le­dig­lich in ei­nem noch all­ge­mei­ne­ren, je­weils ge­nau­er zu prä­zi­sie­ren­den Sinn vom Sach­be­zug ei­nes Bil­des oder ei­ner Bild­zei­chen­hand­lung ge­re­det wer­den (⊳ [[Kontextbildung|Kon­text­bil­dung]]). </ref> |
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− | Da sich | + | Da sich Bedeutungs­phäno­mene auch bei Bildern auf verschie­denen Ebe­nen abspie­len können (⊳ [[Bedeutung und Referenz|Bedeu­tung und Refe­renz]]), wird insbe­sonde­re zwischen der Bedeu­tung in einem inten­siona­len Sinn, dem [[Bildinhalt|Bildin­halt]], und der Bedeu­tung im exten­siona­len Sinn, der [[Referenz, Denotation, Exemplifikation|Bildre­ferenz]], unter­schieden. Zudem können Konno­tatio­nen und symbo­lische Verwen­dungswei­sen zur Bedeu­tung beitra­gen, wobei sowohl bildsyn­takti­sche Ele­mente (z.B. Farbe) als auch Aspek­te der Primär­bedeu­tung (z.B. abge­bilde­te Körper) als Symbo­le für Bedeu­tungen auf einer höhe­ren Ebe­ne auftre­ten können (z.B. Taube für den hl. Geist). Letzte­res spielt vor allem für [[Strukturbild|Struktur­bilder]] eine zentra­le Rolle, bei denen eigent­lich nicht sicht­bare Enti­täten oder Eigen­schaften, etwa Ato­me oder Tempe­ratur­werte, durch eine [[sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|meta­phori­sche Bezie­hung]] mit sicht­baren Enti­täten oder Eigen­schaften, etwa mate­rielle Kugeln oder Farb­werte, asso­ziiert und so über­haupt erst abbild­bar werden. |
===Ähnlichkeit=== | ===Ähnlichkeit=== | ||
− | Grundlage vieler | + | Grundlage vieler bildse­manti­scher Ansät­ze ist eine – gege­benen­falls meta­phorisch vermit­telte – [[Gleichheit, Ähnlichkeit und Identität|Ähnlich­keitsbe­ziehung]] zwischen Bild(trä­ger) und dem, was damit abge­bildet erscheint, wodurch der Bildträ­ger zu einem [[Symbol, Index, Ikon|iko­nischen Zeichen]] wird. Der Bildträ­ger teilt also eini­ge, aber nicht alle Eigen­schaften mit jener Enti­tät – offen­sichtlich müssen das genau die [[Bildsyntax|bildsyn­taktisch]] rele­vanten Eigen­schaften sein. Die partiel­le ''Un''ähn­lichkeit, die von Hans Jonas als „onto­logi­sche Unvoll­ständig­keit“ bezeich­net wird (<bib id='Jonas 1961a'></bib>: S. 29), ist dabei eben­falls bedeut­sam: Sie moti­vieren nicht nur die Unter­scheidung zu [[Replika, Faksimile und Kopie|Repli­kas]], sondern öffnet auch das Feld für [[Stil|stilis­tische]] Vari­atio­nen. |
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− | Mit dem Fokus auf | + | Mit dem Fokus auf Ähnlich­keit konzen­triert sich der theore­tische Blick zugleich vor allem auf Bilder von Szene­rien mate­riell-räum­licher Gegen­stände. Die Seman­tik ande­rer Bildar­ten muss daher bei Ähnlich­keitstheo­rien, wie oben bereits für logi­sche Bilder ange­deutet, durch zusätz­liche Bezie­hungen auf die als “grund­legend” ange­setzte Bildart zurück­bezo­gen werden, will man ihnen nicht gene­rell die [[Bildhaftes|Bildhaf­tigkeit]] abspre­chen. |
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− | In den antiken | + | In den antiken Bild­theorien<ref>Hier ist ne­ben Pla­ton (vgl. ins­bes. «Po­li­teia» und «So­phis­tes») vor al­lem die Samm­lung bild­the­o­re­ti­scher Be­trach­tun­gen von Pli­ni­us Se­cun­dus d.Ä. zu nen­nen (<bib id='Plinius 2004a'>Pli­nius 2004a</bib>: B. XXXV); eben­so ⊳ [[Mimesis|Mi­me­sis]].</ref> wird von einer un­abhän­gig von einer Verwen­dung als Zeichen be­stehen­den Ähnlich­keitsre­lation zwi­schen zwei Gegen­ständen ausge­gangen, wie sie in bestimm­ten “natür­lichen Zeichen” (Anzei­chen; ⊳ [["natürliche" Bilder|"natür­liche" Bilder]]) auftritt: Der Schatten eines Menschen auf einer Wand, die an der Wasser­ober­fläche gespie­gelte Erschei­nung einer Brücke.<ref>In der De­bu­ta­des-Epi­sode bei Pli­nius wird die En­ste­hung von Ma­le­rei (und Plas­tik) be­kannt­lich auf den fi­xier­ten Schat­ten­wurf zu­rück­ge­führt: Ei­ne jun­ge Ko­rin­the­rin, Toch­ter des Töp­fers De­bu­ta­des, ver­dau­ert den Schat­ten ih­res Ab­schied neh­men­den Ge­lieb­ten mit ei­ner Um­riß­li­nie; <bib id='Plinius 2004a'></bib>: B. XXXVI 151. </ref> Solche vorge­funde­nen iko­nischen Anzei­chen sind, diesen Theo­rien zufol­ge, als Zeichen verwen­det der Ausgangs­punkt für das geziel­te Herstel­len von Bildern. Offen­sichtlich ist es bei einer solchen Betrach­tungswei­se ganz unpro­blema­tisch, Bedeu­tungsphä­nome­ne unab­hängig von der eigent­lichen Zeichen­verwen­dung unter­suchen zu wollen. Daher scheint die Seman­tik auch die [[Bildpragmatik|Bildprag­matik]] zu deter­minie­ren: Die durch Ähnlich­keit ausge­löste Reprä­senta­tionsfunk­tion müsste entspre­chend alle Bildver­wendungs­weisen beherr­schen (⊳ [[Ähnlichkeit und wahrnehmungsnahe Zeichen|Ähnlich­keit und wahrne­hmungsn­ahe Zeichen]]). |
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+ | [[Phänomenologische Bildtheorien|Phänomenologische]] bzw. [[Bild und Wahrnehmung|wahrneh­mungstheo­retisch orien­tierte Bildtheo­rien]]<ref>vgl. etwa <bib id='Waldenfels 1999a'>Wal­den­fels 1999a</bib> bzw. <bib id='Sachs-Hombach 2003a'>Sachs-Hom­bach 2003a</bib>.</ref> greifen dieses Primat der Seman­tik auf, verschie­ben den Fokus nun aber auf eine wahrge­nomme­ne Ähnlich­keit, die entspre­chend auch sozial modi­fiziert und sogar rein subjek­tiv konsti­tuiert werden kann. Dass ein Gegen­stand einem Löwen ähnlich sieht wird nur jeman­dem auffal­len, der einen Löwen visu­ell zu unter­scheiden imstan­de ist. Wer ande­rerseits ledig­lich fälschlich zu wissen glaubt, wie ein Löwen aussieht, kann gleichwohl ein Bild anfer­tigen, das in seinen Augen ein solches Tier darstellt: Auf diesem Weg wird für die Ähnlich­keitstheo­reti­ker überhaupt erst fassbar, warum es Bilder von fikti­ven Gegen­ständen geben kann.<ref>In die­sem Zu­sam­men­hang ist auf­schluss­reich, wie sich die Er­klär­bar­keit fik­ti­ver, wi­der­sprüch­li­cher und lee­rer Be­grif­fe beim Über­gang zur be­wusst­seins­the­o­re­ti­schen Phi­lo­so­phie ge­gen­über der an­ti­ken Po­si­ti­on he­raus­ge­bil­det hat; vgl. <bib id='Ros 1989a'></bib>.</ref> | ||
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+ | Diese “eng gefassten” Ähnlich­keitsthe­orien gehen stets davon aus, dass ein Bild bereits unab­hängig von der konkre­ten Verwen­dung etwas ganz Bestimm­tes bedeu­tet und dass diese Bedeu­tung dann für alle (mögli­chen) Verwen­dungen des Bildes (als eines Bildes) gilt mit nur margi­nalen Varia­tionen durch den jewei­ligen [[Kontext]]. | ||
− | + | ===Kritik der eng gefassten Ähnlich­keitsse­manti­ken === | |
− | + | Allerdings sind jene Posi­tionen immer wieder heftig kriti­siert worden:<ref>Hier­zu ins­be­son­de­re <bib id='Goodman 1968a'>Good­man 1968a</bib>, <bib id='Goodman & Elgin 1988a'>Good­man & El­gin 1988a</bib> und <bib id='Scholz 2004a'>Scholz 2004a</bib>. </ref> Abge­sehen davon, dass die Ähnlich­keitsre­lation symme­trisch ist – wenn ''A'' ähnlich zu ''B'', dann auch ''B'' ähnlich zu ''A'' – und daher genau­so gut als Moti­vation für eine Bildbe­deutungs­rela­tion in umge­kehrter Richtung verwen­det werden könnte,<ref>Doch wer ver­weist schon mit­hil­fe des Freun­des auf des­sen Schat­ten, statt um­ge­kehrt?</ref> ist mit der reinen ähnlich­keitsver­mittel­ten Reprä­senta­tionsfunk­tion ohne­hin nur ein Teil der alltäg­lichen Bedeu­tungsphä­nome­ne von Bildern erklär­bar. Werden Bedeu­tungen verstan­den als Aspek­te von Bildzei­chen''hand­lungen'', so verengt sich nämlich durch die im engen Sinne ähnlich­keitstheo­retisch gefass­ten seman­tischen Betrach­tungen der Aufmerk­samkeits­fokus auf solche Rela­tionen, die nicht als Teil der umfas­sende­ren durch den Handlungs­bezug bestimm­ten [[Bildpragmatik|Bildprag­matik]] verhan­delt werden müssen – sofern von solchen pragma­tikfrei­en Rela­tionen über­haupt sinnvoll die Rede sein kann. Zeichen­theore­tische und insbe­sonde­re zeichen­handlungs­theore­tische Ansät­ze versu­chen daher, die Ähnlich­keitsbe­ziehung auf ande­re, insbe­sonde­re handlungs­theore­tische Weise mit dem Kontext der Zeichen­verwen­dung in Bezie­hung zu setzen, wobei es nun die Aspek­te der Zeichen­handlung sind, die die Ausprä­gungen der Ähnlich­keitsbe­ziehung bestim­men (⊳ [[dezeptiver und immersiver Modus|dezep­tiver und immer­siver Modus]]). | |
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− | + | Mit dem so angesetzten Primat der Prag­matik vor der Seman­tik verschiebt sich der Aufmerk­samkeits­fokus zudem von ''“der”'' Bedeu­tung eines Bildes zu ''den'' Bedeu­tungen verschie­dener Bildver­wendun­gen: Wenn die Bedeu­tungen eines Bildes wesent­lich von Fakto­ren des jewei­ligen Gebrauchs­kontex­tes abhän­gen, dann macht es gar keinen Sinn, von einer Bedeu­tung zu sprechen, die unab­hängig von einem solchen Verwen­dungszu­sammen­hang für das Bild bestün­de. Annä­herungs­weise ließe sich davon höchstens in einem bildprag­mati­schen Sinn reden, nämlich als Bedeu­tung rela­tiv zu einem sozial eta­blierten (und damit letztlich variab­len) Standard­verwen­dungszu­sammen­hang, von dem immer dann auszu­gehen wäre, wenn keine spezi­fische­ren Anga­ben zur Gebrauchs­situa­tion bekannt sind. | |
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− | Die Schlagworte zur | + | Die Schlagworte zur Bildse­mantik lassen sich grob auftei­len in solche, die eher mit dem Wesen der seman­tischen Bezie­hung befasst sind, und solche, die den Zielpunkt dieser Bezie­hung näher beleuch­ten. Offen­sichtlich sollten die beiden Komple­xe nicht unab­hängig vonei­nander betrach­tet werden, hängt doch die Art der Bezie­hung vom Typ der auf­einan­der bezo­genen Gegen­stände eben­so ab, wie umge­kehrt. |
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+ | ===Die Natur der semantischen Bezie­hung bei Bildern=== | ||
+ | Wie ist die Natur der seman­tischen Bezie­hung bei Bildern im Unter­schied zu ande­ren Zeichen­arten verfasst? Lässt sich eine Gruppe charak­teris­tischer Eigen­heiten dieser Bezie­hung bestim­men – oder sollten vielleicht mehre­re verschie­dene solcher Gruppen in Betracht gezo­gen werden? Auf die unter­schiedli­chen Bedeu­tungsre­latio­nen »[[Bildinhalt|Bildin­halt]]« und »Bildre­ferenz« ist bereits oben hinge­wiesen worden. Eine zentra­le Rolle für die Art der Bedeu­tungsbe­ziehung bei Bildern spielt das Wechsel­spiel zwischen [[Ähnlichkeit und wahrnehmungsnahe Zeichen|Ähnlich­keit]] und [[Abstraktion|Abstrak­tion]]: Wie verän­dert sich die Ähnlich­keitsbe­wertung durch Vari­ieren des Grades und der Arten von Abstrak­tionen und umge­kehrt? Welche Aspek­te werden über­haupt bei der Ähnlich­keitsbe­wertung berück­sichtigt? Histo­risch wie syste­matisch ist hier insbe­sonde­re die Rolle von [[Perspektive und Projektion|Perspek­tive als sowohl geome­trischer wie zeit­licher Projek­tion]] zu beach­ten, wobei beides ins Verhält­nis zu der mathe­matisch-abstrak­ten Eigen­schaft [[Isomorphie|Iso­morphie]] zu setzen ist. Dem beson­deren Gewicht einer Ähnlich­keitsre­lation für die Bildse­mantik verdankt es sich auch, dass die Möglich­keit echter [[Bild und Negation|piktu­raler Nega­tion]] immer wieder bezwei­felt worden ist. Daraus erge­ben sich für Bilder sehr spezi­fische Verhält­nisse zwischen den beiden Begrif­fen [[Darstellung und Repräsentation|»Darstel­lung« und »Reprä­senta­tion«]]. | ||
+ | ===Der Zielpunkt der semantischen Bezie­hung bei Bildern=== | ||
+ | Welche Entitäten können durch Bilder bezeich­net werden bzw. welche Enti­täten können als Bedeu­tung von Bildern auftre­ten? Primär handelt es sich dabei zwar um belie­bige visu­ell wahrnehm­bare Enti­täten (⊳ [[Gegenstand der visuellen Wahrnehmung|Gegen­stand der visu­ellen Wahrneh­mung]]), jedoch spielen insbe­sonde­re die so genann­ten [[sortale Gegenstände und Individuation|sorta­len Gegen­stände]] eine zentra­le Rolle, also jene Art von mate­riellen, räumlich abge­grenzten und zeitlich ausge­dehnten Gegen­ständen, die wir auch umgangs­sprachlich als Gegen­stände im enge­ren Sinne verste­hen. Inso­fern auch nicht-visu­elle Phäno­mene zunächst meta­phorisch auf Visu­elles, das dann abge­bildet wird, bezo­gen ist, hängt die [[Semantik logischer Bilder|Seman­tik logi­scher Bilder]] eben­falls von diesen auf beson­dere Weise indi­vidu­ierten Gegen­ständen ab. Für die [[Semantik ungegenständlicher Bilder|Seman­tik unge­genständ­licher Bilder]] ist hinge­gen vor allem die Unter­scheidung von [[Referenz, Denotation, Exemplifikation|Refe­renz, Deno­tation, Exem­plifi­kation]] bestim­mend. | ||
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* [[Ähnlichkeit und wahrnehmungsnahe Zeichen]] | * [[Ähnlichkeit und wahrnehmungsnahe Zeichen]] | ||
− | * [[Bild und Negation]] | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Bild und Negation -]] |
* [[Bildinhalt]] | * [[Bildinhalt]] | ||
− | * [[Darstellung und Repräsentation]] | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Darstellung und Repräsentation -]] |
− | * [[Isomorphie]] | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Isomorphie -]] |
− | * [[Perspektive und Projektion]] | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Perspektive und Projektion -]] |
* [[Referenz, Denotation, Exemplifikation]] | * [[Referenz, Denotation, Exemplifikation]] | ||
− | * [[Semantik logischer Bilder]] | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Semantik logischer Bilder -]] |
− | * [[Semantik ungegenständlicher Bilder]] | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|Semantik ungegenständlicher Bilder -]] |
− | * [[sortale Gegenstände und Individuation]] | + | * [[Hilfe:Entschuldigung1|sortale Gegenstände und Individuation -]] |
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Aktuelle Version vom 26. August 2023, 20:03 Uhr
Hauptpunkt zu: Bilder als Zeichen
English Version: Image Semantics
Der Bedeutungsaspekt (im engeren Sinn) von BildernDie Fragestellung der Bildsemantik richtet den Blick auf die Beziehungen zwischen Bildträger und den damit bezeichneten Entitäten, d.h. dem, was man umgangssprachlich als die Bedeutung des entsprechenden Bildes im engeren Sinn versteht. Es geht also insbesondere um einen möglichen Sachbezug bildhafter Zeichen oder, in Bühlers Terminologie des Organon-Modells, um den Aspekt der Darstellung.[1] Da sich Bedeutungsphänomene auch bei Bildern auf verschiedenen Ebenen abspielen können (⊳ Bedeutung und Referenz), wird insbesondere zwischen der Bedeutung in einem intensionalen Sinn, dem Bildinhalt, und der Bedeutung im extensionalen Sinn, der Bildreferenz, unterschieden. Zudem können Konnotationen und symbolische Verwendungsweisen zur Bedeutung beitragen, wobei sowohl bildsyntaktische Elemente (z.B. Farbe) als auch Aspekte der Primärbedeutung (z.B. abgebildete Körper) als Symbole für Bedeutungen auf einer höheren Ebene auftreten können (z.B. Taube für den hl. Geist). Letzteres spielt vor allem für Strukturbilder eine zentrale Rolle, bei denen eigentlich nicht sichtbare Entitäten oder Eigenschaften, etwa Atome oder Temperaturwerte, durch eine metaphorische Beziehung mit sichtbaren Entitäten oder Eigenschaften, etwa materielle Kugeln oder Farbwerte, assoziiert und so überhaupt erst abbildbar werden. ÄhnlichkeitGrundlage vieler bildsemantischer Ansätze ist eine – gegebenenfalls metaphorisch vermittelte – Ähnlichkeitsbeziehung zwischen Bild(träger) und dem, was damit abgebildet erscheint, wodurch der Bildträger zu einem ikonischen Zeichen wird. Der Bildträger teilt also einige, aber nicht alle Eigenschaften mit jener Entität – offensichtlich müssen das genau die bildsyntaktisch relevanten Eigenschaften sein. Die partielle Unähnlichkeit, die von Hans Jonas als „ontologische Unvollständigkeit“ bezeichnet wird ([Jonas 1961a]Jonas, Hans (1961).Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. In Zeitschrift für Philosophische Forschung, 15, 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. Eintrag in Sammlung zeigen: S. 29), ist dabei ebenfalls bedeutsam: Sie motivieren nicht nur die Unterscheidung zu Replikas, sondern öffnet auch das Feld für stilistische Variationen. Mit dem Fokus auf Ähnlichkeit konzentriert sich der theoretische Blick zugleich vor allem auf Bilder von Szenerien materiell-räumlicher Gegenstände. Die Semantik anderer Bildarten muss daher bei Ähnlichkeitstheorien, wie oben bereits für logische Bilder angedeutet, durch zusätzliche Beziehungen auf die als “grundlegend” angesetzte Bildart zurückbezogen werden, will man ihnen nicht generell die Bildhaftigkeit absprechen. In den antiken Bildtheorien[2] wird von einer unabhängig von einer Verwendung als Zeichen bestehenden Ähnlichkeitsrelation zwischen zwei Gegenständen ausgegangen, wie sie in bestimmten “natürlichen Zeichen” (Anzeichen; ⊳ "natürliche" Bilder) auftritt: Der Schatten eines Menschen auf einer Wand, die an der Wasseroberfläche gespiegelte Erscheinung einer Brücke.[3] Solche vorgefundenen ikonischen Anzeichen sind, diesen Theorien zufolge, als Zeichen verwendet der Ausgangspunkt für das gezielte Herstellen von Bildern. Offensichtlich ist es bei einer solchen Betrachtungsweise ganz unproblematisch, Bedeutungsphänomene unabhängig von der eigentlichen Zeichenverwendung untersuchen zu wollen. Daher scheint die Semantik auch die Bildpragmatik zu determinieren: Die durch Ähnlichkeit ausgelöste Repräsentationsfunktion müsste entsprechend alle Bildverwendungsweisen beherrschen (⊳ Ähnlichkeit und wahrnehmungsnahe Zeichen). Phänomenologische bzw. wahrnehmungstheoretisch orientierte Bildtheorien[4] greifen dieses Primat der Semantik auf, verschieben den Fokus nun aber auf eine wahrgenommene Ähnlichkeit, die entsprechend auch sozial modifiziert und sogar rein subjektiv konstituiert werden kann. Dass ein Gegenstand einem Löwen ähnlich sieht wird nur jemandem auffallen, der einen Löwen visuell zu unterscheiden imstande ist. Wer andererseits lediglich fälschlich zu wissen glaubt, wie ein Löwen aussieht, kann gleichwohl ein Bild anfertigen, das in seinen Augen ein solches Tier darstellt: Auf diesem Weg wird für die Ähnlichkeitstheoretiker überhaupt erst fassbar, warum es Bilder von fiktiven Gegenständen geben kann.[5] Diese “eng gefassten” Ähnlichkeitstheorien gehen stets davon aus, dass ein Bild bereits unabhängig von der konkreten Verwendung etwas ganz Bestimmtes bedeutet und dass diese Bedeutung dann für alle (möglichen) Verwendungen des Bildes (als eines Bildes) gilt mit nur marginalen Variationen durch den jeweiligen Kontext. Kritik der eng gefassten ÄhnlichkeitssemantikenAllerdings sind jene Positionen immer wieder heftig kritisiert worden:[6] Abgesehen davon, dass die Ähnlichkeitsrelation symmetrisch ist – wenn A ähnlich zu B, dann auch B ähnlich zu A – und daher genauso gut als Motivation für eine Bildbedeutungsrelation in umgekehrter Richtung verwendet werden könnte,[7] ist mit der reinen ähnlichkeitsvermittelten Repräsentationsfunktion ohnehin nur ein Teil der alltäglichen Bedeutungsphänomene von Bildern erklärbar. Werden Bedeutungen verstanden als Aspekte von Bildzeichenhandlungen, so verengt sich nämlich durch die im engen Sinne ähnlichkeitstheoretisch gefassten semantischen Betrachtungen der Aufmerksamkeitsfokus auf solche Relationen, die nicht als Teil der umfassenderen durch den Handlungsbezug bestimmten Bildpragmatik verhandelt werden müssen – sofern von solchen pragmatikfreien Relationen überhaupt sinnvoll die Rede sein kann. Zeichentheoretische und insbesondere zeichenhandlungstheoretische Ansätze versuchen daher, die Ähnlichkeitsbeziehung auf andere, insbesondere handlungstheoretische Weise mit dem Kontext der Zeichenverwendung in Beziehung zu setzen, wobei es nun die Aspekte der Zeichenhandlung sind, die die Ausprägungen der Ähnlichkeitsbeziehung bestimmen (⊳ dezeptiver und immersiver Modus). Mit dem so angesetzten Primat der Pragmatik vor der Semantik verschiebt sich der Aufmerksamkeitsfokus zudem von “der” Bedeutung eines Bildes zu den Bedeutungen verschiedener Bildverwendungen: Wenn die Bedeutungen eines Bildes wesentlich von Faktoren des jeweiligen Gebrauchskontextes abhängen, dann macht es gar keinen Sinn, von einer Bedeutung zu sprechen, die unabhängig von einem solchen Verwendungszusammenhang für das Bild bestünde. Annäherungsweise ließe sich davon höchstens in einem bildpragmatischen Sinn reden, nämlich als Bedeutung relativ zu einem sozial etablierten (und damit letztlich variablen) Standardverwendungszusammenhang, von dem immer dann auszugehen wäre, wenn keine spezifischeren Angaben zur Gebrauchssituation bekannt sind.
Zu den UnterpunktenDie Schlagworte zur Bildsemantik lassen sich grob aufteilen in solche, die eher mit dem Wesen der semantischen Beziehung befasst sind, und solche, die den Zielpunkt dieser Beziehung näher beleuchten. Offensichtlich sollten die beiden Komplexe nicht unabhängig voneinander betrachtet werden, hängt doch die Art der Beziehung vom Typ der aufeinander bezogenen Gegenstände ebenso ab, wie umgekehrt. Die Natur der semantischen Beziehung bei BildernWie ist die Natur der semantischen Beziehung bei Bildern im Unterschied zu anderen Zeichenarten verfasst? Lässt sich eine Gruppe charakteristischer Eigenheiten dieser Beziehung bestimmen – oder sollten vielleicht mehrere verschiedene solcher Gruppen in Betracht gezogen werden? Auf die unterschiedlichen Bedeutungsrelationen »Bildinhalt« und »Bildreferenz« ist bereits oben hingewiesen worden. Eine zentrale Rolle für die Art der Bedeutungsbeziehung bei Bildern spielt das Wechselspiel zwischen Ähnlichkeit und Abstraktion: Wie verändert sich die Ähnlichkeitsbewertung durch Variieren des Grades und der Arten von Abstraktionen und umgekehrt? Welche Aspekte werden überhaupt bei der Ähnlichkeitsbewertung berücksichtigt? Historisch wie systematisch ist hier insbesondere die Rolle von Perspektive als sowohl geometrischer wie zeitlicher Projektion zu beachten, wobei beides ins Verhältnis zu der mathematisch-abstrakten Eigenschaft Isomorphie zu setzen ist. Dem besonderen Gewicht einer Ähnlichkeitsrelation für die Bildsemantik verdankt es sich auch, dass die Möglichkeit echter pikturaler Negation immer wieder bezweifelt worden ist. Daraus ergeben sich für Bilder sehr spezifische Verhältnisse zwischen den beiden Begriffen »Darstellung« und »Repräsentation«. Der Zielpunkt der semantischen Beziehung bei BildernWelche Entitäten können durch Bilder bezeichnet werden bzw. welche Entitäten können als Bedeutung von Bildern auftreten? Primär handelt es sich dabei zwar um beliebige visuell wahrnehmbare Entitäten (⊳ Gegenstand der visuellen Wahrnehmung), jedoch spielen insbesondere die so genannten sortalen Gegenstände eine zentrale Rolle, also jene Art von materiellen, räumlich abgegrenzten und zeitlich ausgedehnten Gegenständen, die wir auch umgangssprachlich als Gegenstände im engeren Sinne verstehen. Insofern auch nicht-visuelle Phänomene zunächst metaphorisch auf Visuelles, das dann abgebildet wird, bezogen ist, hängt die Semantik logischer Bilder ebenfalls von diesen auf besondere Weise individuierten Gegenständen ab. Für die Semantik ungegenständlicher Bilder ist hingegen vor allem die Unterscheidung von Referenz, Denotation, Exemplifikation bestimmend. |
Unterpunkte
Anmerkungen
[Goodman & Elgin 1988a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Goodman 1968a]: Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998. [Jonas 1961a]: Jonas, Hans (1961). Die Freiheit des Bildens – Homo pictor und die differentia des Menschen. Zeitschrift für Philosophische Forschung, Band: 15, S. 161–176, Wieder abgedruckt in: Jonas, Hans: Zwischen Nichts und Ewigkeit – Zur Lehre vom Menschen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1987, 26–43. [Plinius 2004a]: Roderich König et al. (Hg.) (1990–2004). G. Plinius Secundus d. Ä: Naturkunde / Naturalis historia : lateinisch-deutsch. Zürich: Artemis, unkritische Ausgabe des lateinischen Textes mit Übersetzung und Erläuterungen. [Ros 1989a]: Ros, Arno (1989). “Bedeutung”, “Idee” und “Begriff” – Zur Behandlung einiger bedeutungstheoretischer Paradoxien durch Leibniz. Studia Leibnitiana, Band: 21, S. 133-154. [Sachs-Hombach 2003a]: Sachs-Hombach, Klaus (2003). Das Bild als kommunikatives Medium. Elemente einer allgemeinen Bildwissenschaft. Köln: Herbert von Halem. [Scholz 2004a]: Scholz, Oliver R. (2004). Bild, Darstellung, Zeichen. Philosophische Theorien bildhafter Darstellungen. Frankfurt a. M.: Klostermann, 2., vollständig überarbeitete Aufl.. [Waldenfels 1999a]: Waldenfels, Bernhard (1999). Ordnungen des Sichtbaren. In: ??? (Hg.): Sinnesschwellen. Frankfurt am Main: ???, S. ???. Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [38], Klaus Sachs-Hombach [2] und Emilia Didier [1] — (Hinweis) |