Griechisch: 'agalma', 'phantasma', 'eidolon', 'typos', 'eikon': Unterschied zwischen den Versionen

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K (‘Eikon’)
 
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Das Altgriechische hält eine große Bandbreite von Möglichkeiten bereit, über Bilder zu reden. Ohne einen direkten Bildausdruck zu verwenden, ist es im Rahmen der älteren, [[Bildmagie|magischen]] Bildauffassung möglich, mit dem Namen der im Götterbild manifestierten Gottheit auch das Götterbild selbst anzusprechen; im Rahmen dieses so genannten „Eigennamen-Typus“ kann ‘Aphrodite’ die Göttin und ineins damit auch ihre Statue bezeichnen (vgl. <bib id='Daut 1975a'></bib>: S. 14). Die Bildausdrücke des Griechischen wiederum sind teils noch als Lehnwörter in den heutigen Sprachen präsent. Sie bieten ein Bedeutungsspektrum, das von der Bezeichnung einer einzelnen Bildart bis hin zur Bezeichnung einer Relation im allgemeinen Sinne reichen kann.
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Das Altgriechische hält eine große Band&shy;breite von Möglich&shy;keiten bereit, über Bilder zu reden. Ohne einen direk&shy;ten Bildaus&shy;druck zu verwen&shy;den, ist es im Rahmen der älte&shy;ren, [[Bildmagie|magi&shy;schen]] Bild&shy;auffas&shy;sung möglich, mit dem Namen der im Götter&shy;bild mani&shy;festier&shy;ten Gottheit auch das Götter&shy;bild selbst anzu&shy;sprechen; im Rahmen dieses so genann&shy;ten ''Eigen&shy;namen-&#8203;Typus'' kann ‘Aphro&shy;dite’ die Göttin und ineins damit auch ihre Statue bezeich&shy;nen (vgl. <bib id='Daut 1975a'></bib>: S. 14). Die Bildaus&shy;drücke des Griechi&shy;schen wiede&shy;rum sind teils noch als Lehnwör&shy;ter in den heuti&shy;gen Sprachen präsent. Sie bieten ein Bedeu&shy;tungsspek&shy;trum, das von der Bezeich&shy;nung einer einzel&shy;nen Bildart bis hin zur Bezeich&shy;nung einer Rela&shy;tion im allge&shy;meinen Sinne reichen kann.
 
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Vor der ausführlicheren Auseinandersetzung mit den einschlägigen Ausdrücken seien einige der nicht ganz so wichtigen wenigstens erwähnt. Der erste hier zu nennende Ausdruck bezeichnet eine bestimmte Bildart. Unter ''pinax'' (πίναξ), eigentlich dem Ausdruck für ›Brett‹, versteht man eine (bemalte) Tafel aus Holz, Ton oder Metall. Von ihm leitet sich die Bezeichnung »Pinakothek« für Gemäldegalerien oder -museen ab. Einen allgemeineren Charakter besitzt hingegen ''homoioma'' (ὁμοίωμα), das auf dem griechischen Ausdruck für ›gleich‹ und ›[[Ähnlichkeit|ähnlich]]‹ beruht. Ebenfalls ›Bild‹ und ›Abbild‹ im allgemeinen Sinne bedeutet ''mimema'' (μίμημα), das sich von [[Mimesis|''mimesis'']] (μίμησις), dem Wort für das (ursprünglich vor allem schauspielerische) Nachahmen ableitet.<ref>Vgl. ausführlicher <bib id='Havelock 1963a'></bib>: S. 57-60.</ref>
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Vor der ausführlicheren Auseinander&shy;setzung mit den einschlä&shy;gigen Aus&shy;drücken seien eini&shy;ge der nicht ganz so wichti&shy;gen wenig&shy;stens erwähnt. Der erste hier zu nennen&shy;de Ausdruck bezeich&shy;net eine bestimm&shy;te Bildart. Unter ''pinax''(πίναξ), eigent&shy;lich dem Ausdruck für ›Brett‹, versteht man eine (bemal&shy;te) Tafel aus Holz, Ton oder Metall. Von ihm leitet sich die Bezeich&shy;nung ‘Pina&shy;kothek’ für Gemäl&shy;dega&shy;lerien oder -museen ab. Einen allge&shy;meine&shy;ren Charak&shy;ter besitzt hinge&shy;gen ‘''homoi&shy;oma''(ὁμοί&shy;ωμα), das auf dem griechi&shy;schen Ausdruck für ›gleich‹ und ›[[Ähnlichkeit|ähnlich]]‹ beruht. Ebenfalls ›Bild‹ und ›Abbild‹ im allge&shy;meinen Sinne bedeu&shy;tet ‘''mime&shy;ma''(μίμη&shy;μα), das sich von [[Mimesis|mime&shy;sis]](μίμη&shy;σις), dem Wort für das (ursprüng&shy;lich vor allem schauspie&shy;leri&shy;sche) Nachah&shy;men ablei&shy;tet.<ref>Vgl. aus&shy;führ&shy;li&shy;cher <bib id='Havelock 1963a'>Have&shy;lock 1963a</bib>: S. 57-&#8203;60.</ref> Ein Sonder&shy;fall ver&shy;dankt sich dem grie&shy;chischen Wort für ›Maler‹, näm&shy;lich ‘''zoog&shy;raphos''’ (ζω&shy;γράφος), das wört&shy;lich den&shy;jenigen bezeichnet, der Lebe&shy;wesen malt; daher kann der Aus&shy;druck für ›Lebe&shy;wesen‹, also ‘''zoon''’ (ζῷον), auch für ›gemaltes Lebe&shy;wesen‹ oder ›Ge&shy;mälde‹ stehen.
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==‘Agalma’==
 
==‘Agalma’==
  
Der Ausdruck ‘''Agalma''’ (ἄγαλμα) leitet sich vom Verb für ›preisen‹ und ›verherrlichen‹ ab. Unter diesem Ausdruck hm ist zunächst der kostbare Schmuck oder die kostbare Votivgabe für die Götter verstanden worden; dann aber wird es in Konkurrenz zum „Eigennamen-Typus“ zu der (vom Namen der Gottheit unabhängigen) Bezeichnung für das plastische Götterbild selbst (vgl. <bib id='Bloesch 1943a'></bib>: S. 15, 24ff.). In dieser Bezeichnung liegt bereits eine Problematisierung der magischen Bildauffassung, Artefakt und Gottheit beginnen gewissermaßen auseinanderzutreten. Anstelle der magischen Bildauffassung, für die der Bildreferent im Bild anwesend ist, bricht sich hier eine [[Repräsentation|repräsentationalistische]] Auffassung Bahn, für die das Bild auf seinen Referenten verweist.<ref>Für diese Gegenüberstellung von kultisch-magischer und repräsentationalistischer Auffassung vgl. <bib id='Sachs-Hombach 2003c'></bib>.</ref> Ganz in diesem Sinne kritisiert Heraklit, bei dem sich erstmals die neue Verwendung des Ausdrucks findet, auch seine Zeitgenossen: „Und sie beten auch zu den Götterbildern [ἄγαλμασι] da, wie wenn einer mit Gebäuden  eine Unterhaltung pflegen wollte“ (zit. nach <bib id='Diels & Kranz 1968a'></bib>: Bd. 1, S. 151). In der Gegenwart findet der Ausdruck Verwendung, um eine Spielart des Fetischismus zu bezeichnen; unter ‘Agalmatophilie’ versteht man das sexuelle Interesse an Statuen (und auch Puppen), die nackte Personen darstellen (vgl. <bib id='Bossi 2012a'></bib>).
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Der Ausdruck ‘''Agalma''’ (ἄγαλμα) leitet sich vom Verb für ›preisen‹ und ›verherr&shy;lichen‹ ab. Unter diesem Ausdruck ist zunächst der kostba&shy;re Schmuck oder die kostba&shy;re Votiv&shy;gabe für die Götter verstan&shy;den worden; dann aber wird es in Konkur&shy;renz zum Eigen&shy;namen-&#8203;Typus zu der (vom Namen der Gottheit unab&shy;hängi&shy;gen) Bezeich&shy;nung für das plasti&shy;sche Götter&shy;bild selbst (vgl. <bib id='Bloesch 1943a'></bib>: S. 15, 24ff.). In dieser Bezeich&shy;nung liegt bereits eine Proble&shy;mati&shy;sierung der magi&shy;schen Bildauf&shy;fassung, Arte&shy;fakt und Gottheit begin&shy;nen gewis&shy;serma&shy;ßen ausein&shy;ander&shy;zutre&shy;ten. Anstel&shy;le der magi&shy;schen Bildauf&shy;fassung, für die der Bildre&shy;ferent im Bild anwe&shy;send ist, bricht sich hier eine [[Repräsentation|reprä&shy;senta&shy;tiona&shy;listi&shy;sche]] Auffas&shy;sung Bahn, für die das Bild auf seinen Refe&shy;renten [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|verweist]].<ref>Für die&shy;se Ge&shy;gen&shy;über&shy;stel&shy;lung von kul&shy;tisch-&#8203;ma&shy;gi&shy;scher und re&shy;prä&shy;sen&shy;ta&shy;ti&shy;o&shy;na&shy;lis&shy;ti&shy;scher Auf&shy;fas&shy;sung vgl. <bib id='Sachs-Hombach 2003c'>Sachs-&#8203;Hom&shy;bach 2003c</bib>.</ref> Ganz in diesem Sinne kriti&shy;siert Hera&shy;klit, bei dem sich erstmals die neue Verwen&shy;dung des Ausdrucks findet, auch seine Zeitge&shy;nossen:  
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:''Und sie beten auch zu den Götter&shy;bildern [ἄγαλ&shy;μασι] da, wie wenn einer mit Gebäu&shy;den eine Unter&shy;haltung pflegen wollte“ (zit. nach <bib id='Diels & Kranz 1968a'></bib>: Bd. 1, S. 151).
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In der Gegenwart findet der Ausdruck Verwen&shy;dung, um eine Spielart des Feti&shy;schismus zu bezeich&shy;nen; unter ‘Agal&shy;mato&shy;philie’ versteht man das sexu&shy;elle Inte&shy;resse an Statu&shy;en (und auch Puppen), die nackte Perso&shy;nen darstel&shy;len (vgl. <bib id='Bossi 2012a'></bib>).
  
 
==‘Phantasma’==
 
==‘Phantasma’==
  
Wie ''phantasia''‘’ (φαντασία) (vgl. auch ⊳ [[Einbildungskraft]]) leitet sich ‘''phantasma''’ (φάντασμα) vom griechischen Verb für ›sich zeigen‹, ›erscheinen‹ ab. Zu den Hauptbedeutungen von ‘''phantasma''’ zählen ›Erscheinung‹, ›Gespenst‹, ›(Trug-)Bild‹ und ›Vorstellung(sbild)‹.<ref>Zur erkenntnistheoretischen Debatte darüber, inwiefern es sich bei ''phantasma'' um ein mentales ''Bild'' oder doch um eine andere Art von Vorstellung handelt, vgl. <bib id='Sheppard 1991a'></bib>.</ref> Platon vergleicht die Tätigkeit der'' phantasia'', der das ''phantasma'' erzeugenden Instanz, mit der Tätigkeit eines inneren Malers, der Bilder in die Seele malt («Philebos» 39b), und Aristoteles mit der eines Mnemotechnikers, der sich Bilder vor das innere Auge stellt («De Anima» 427b). Die Rede vom ''phantasma'' ist nicht immer, aber oft negativ konnotiert. In der Aristotelischen Erkenntnistheorie wird diese Konnotation methodisch gewendet: ''phantasma'', das Vorstellungsbild, gilt hier als das, was im Gegensatz zur Wahrnehmung falsch sein ''kann'' - aber nicht falsch sein ''muss'' (vgl. «De Anima» 428a). Nach der Übernahme ins Lateinische spielt ''phantasma'' im Zusammenhang mit der Lehre von den ''species'' in der mittelalterlichen Erkenntnistheorie eine Rolle (vgl. ⊳ [[Lateinisch: 'effigies', 'species', 'simulacrum', 'imago']]). In der Moderne kennen insbesondere die Psychologie und [[Psychoanalytische Theorien des Bildes|Psychoanalyse]] das [[Phantasma|Phantasma]], und auch die Psychoanalyse bietet eine methodische Wendung der negativen Konnotation: Sie fasst das Phantasma nicht als simple (Erinnerungs-)Täuschung, sondern betont dessen Schutzfunktion (vgl. <bib id='Evans 2002a'></bib>: S. 228-231).
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Wie ‘phantasia’ (φαντασία) (vgl. auch ⊳ [[Einbildungskraft|Einbil&shy;dungskraft]]) leitet sich ‘''phanta&shy;sma''’ (φάντα&shy;σμα) vom griechi&shy;schen Verb für ›sich zeigen‹, ›erschei&shy;nen‹ ab. Zu den Hauptbe&shy;deutun&shy;gen von ‘phanta&shy;sma’ zählen ›Erschei&shy;nung‹, ›Gespenst‹, ›(Trug-)&#8203;Bild‹ und ›Vorstel&shy;lung&#8203;(sbild)‹.<ref>Zur er&shy;kennt&shy;nis&shy;the&shy;o&shy;re&shy;ti&shy;schen De&shy;bat&shy;te da&shy;rü&shy;ber, in&shy;wie&shy;fern es sich bei ‘phan&shy;ta&shy;sma’ um ein [[Bildvorstellungen|men&shy;ta&shy;les ''Bild'']] oder doch um ei&shy;ne [[Vorstellungsbilder / Mentale Modelle|an&shy;de&shy;re Art von Vor&shy;stel&shy;lung]] han&shy;delt, vgl. <bib id='Sheppard 1991a'>Shep&shy;pard 1991a</bib>.</ref> Platon vergleicht die Tätig&shy;keit der ''phanta&shy;sia'', der das ''phanta&shy;sma'' erzeu&shy;genden Instanz, mit der Tätig&shy;keit eines inne&shy;ren Malers, der Bilder in die Seele malt («Phile&shy;bos» 39b), und Aris&shy;tote&shy;les mit der eines Mnemo&shy;techni&shy;kers, der sich Bilder vor das inne&shy;re Auge stellt («De Ani&shy;ma» 427b). Die Rede vom ''phanta&shy;sma'' ist nicht immer, aber oft nega&shy;tiv konno&shy;tiert. In der Aris&shy;tote&shy;lischen Erkennt&shy;nisthe&shy;orie wird diese Konno&shy;tation metho&shy;disch gewen&shy;det: ''phanta&shy;sma'', das Vorstel&shy;lungsbild, gilt hier als das, was im Gegen&shy;satz zur Wahrneh&shy;mung falsch sein ''kann'' - aber nicht falsch sein ''muss'' (vgl. «De Ani&shy;ma» 428a). Nach der Über&shy;nahme ins Latei&shy;nische spielt ''phanta&shy;sma'' im Zusam&shy;menhang mit der Lehre von den ''species'' in der mittel&shy;alter&shy;lichen Erkennt&shy;nisthe&shy;orie eine Rolle (vgl. ⊳ [[Lateinisch: 'effigies', 'species', 'simulacrum', 'imago'|Latei&shy;nisch: ‘effi&shy;gies’, ‘species’, ‘simu&shy;lacrum’, ‘ima&shy;go’]]). In der Moder&shy;ne kennen insbe&shy;sonde&shy;re die Psycho&shy;logie und [[Psychoanalytische Theorien des Bildes|Psycho&shy;ana&shy;lyse]] das [[Phantasma|Phanta&shy;sma]], und auch die Psycho&shy;ana&shy;lyse bietet eine metho&shy;dische Wendung der nega&shy;tiven Konno&shy;tation: Sie fasst das Phantas&shy;ma nicht als simple (Erin&shy;nerungs-)&#8203;Täuschung, sondern betont dessen Schutzfunk&shy;tion (vgl. <bib id='Evans 2002a'></bib>: S. 228-&#8203;231).
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==‘Eidolon’==
 
==‘Eidolon’==
  
‘''Eidolon''’ (εἴδωλον) leitet sich als Diminutiv von dem Substantiv ''eidos''‘’ (εἶδος) ab, das ›Aussehen‹, ›Gestalt‹ und ›Form meint. Wie die Auflistung zentraler Bedeutungen zeigt, führt es oft, aber nicht immer ein pejoratives Moment mit sich: ''Eidolon'' steht für Bild, Abbild, Gestalt, aber auch für Gespenst, Trug- und Götzenbild. Das pejorative Moment lässt sich bis in die archaische Auffassung von der Seele als ''eidolon'' zurückverfolgen, die etwa Homer als „kraftloses Abbild, Schattenbild des Leibes“ beschreibt (vgl. <bib id='Willms 1935a'></bib>: S. 31). Eine neutrale, wenn nicht sogar positive Rolle kommt ''eidolon'' in der Erkenntnistheorie und Wahrnehmungslehre der griechischen Atomisten zu. Sie fassen ''eidolon'' als Häutchen oder Bildchen, das sich von den Dingen löst und damit [[Spiegel|Spiegelungen]] auf glatten Flächen, visuelle Wahrnehmung beim Kontakt mit den Augen sowie Träume im Schlafenden auslösen kann (vgl. <bib id='Roloff 1972a'></bib>: S. 330). Die einflussreiche Terminologie Platons zeigt, wie ambivalent der Ausdruck gebraucht werden kann. Platon verwendet ‘''eidolon''’ sowohl pejorativ, um Gemälde (und Dichtungen) gegenüber der Realität der Dinge abzuwerten (vgl. «Politeia» 601b, 605c), wie auch als neutralen Oberbegriff, unter den er sowohl das wahrheitsgetreue Abbild (''eikon'') als auch das wahrheitswidrige Trugbild (''phantasma'') gleichermaßen subsumiert (vgl. «Sophistes» 235b-236c). In der Folgezeit wird ‘''eidolon''’ zu ‘''idola''’ latinisiert und bleibt bis in die Gegenwart in Bildungen wie ‘Idol’ oder [[Idolatrie und Ikonoklasmus|‘Idolatrie’]] erhalten.
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‘''Eidolon''’ (εἴδωλον) leitet sich als Dimi&shy;nutiv von dem Substan&shy;tiv ‘''eidos''(εἶδος) ab, das ›Ausse&shy;hen‹, ›Gestalt‹ und ›Form meint. Wie die Auflis&shy;tung zentra&shy;ler Bedeu&shy;tungen zeigt, führt es oft, aber nicht immer ein pejo&shy;rati&shy;ves Moment mit sich: ‘Eido&shy;lon’ steht für Bild, Abbild, Gestalt, aber auch für Gespenst, Trug- und Götzen&shy;bild. Das pejo&shy;rati&shy;ve Moment lässt sich bis in die archa&shy;ische Auffas&shy;sung von der Seele als ''eido&shy;lon'' zurück&shy;verfol&shy;gen, die etwa Homer als „kraftlo&shy;ses Abbild, Schatten&shy;bild des Leibes“ beschreibt (vgl. <bib id='Willms 1935a'></bib>: S. 31). Eine neutra&shy;le, wenn nicht sogar posi&shy;tive Rolle kommt ‘eido&shy;lon’ in der Erkennt&shy;nisthe&shy;orie und Wahrneh&shy;mungsleh&shy;re der griechi&shy;schen Ato&shy;misten zu. Sie fassen ''eido&shy;lon'' als Häutchen oder Bildchen, das sich von den Dingen löst und damit [[Spiegel|Spiege&shy;lungen]] auf glatten Flächen, visu&shy;elle Wahrneh&shy;mung beim Kontakt mit den Augen sowie Träume im Schlafen&shy;den auslö&shy;sen kann (vgl. <bib id='Roloff 1972a'></bib>: S. 330). Die einfluss&shy;reiche Termi&shy;nolo&shy;gie Platons zeigt, wie ambi&shy;valent der Ausdruck gebraucht werden kann. Platon verwendet ‘eido&shy;lon’ sowohl pejo&shy;rativ, um Gemäl&shy;de (und Dichtun&shy;gen) gegen&shy;über der Reali&shy;tät der Dinge abzu&shy;werten (vgl. «Poli&shy;teia» 601b, 605c), wie auch als neutra&shy;len Ober&shy;begriff, unter den er sowohl das wahrheits&shy;getreue Abbild (''eikon'') als auch das wahrheits&shy;widri&shy;ge Trugbild (''phanta&shy;sma'') gleicher&shy;maßen subsu&shy;miert (vgl. «Sophis&shy;tes» 235b-236c). In der Folge&shy;zeit wird ‘eido&shy;lon’ zu ‘ido&shy;la’ lati&shy;nisiert und bleibt bis in die Gegen&shy;wart in Bildun&shy;gen wie ‘Idol’ oder [[Idolatrie und Ikonoklasmus|‘Ido&shy;latrie’]] erhal&shy;ten.
  
 
==‘Typos’==
 
==‘Typos’==
  
‘''Typos''’ (τύπος) leitet sich von den Verben für Schlagen und Prägen ab, und die dort implizierte Dialektik von Erstem und Zweitem, Bewirkendem und Bewirktem findet sich in der Spannweite der Bedeutung auf vielfache Weise wieder.<ref>Vgl. zum Folgenden <bib id='Strenge 1998a'></bib>: S. 1587.</ref> Auf der konkreten Ebene, im handwerklich-künstlerischen Bereich, bedeutet ‘''typos''’ sowohl ›prägende Form‹ (Hohlform, Skizze) als auch ›Geprägtes‹ (Relief, Statue, Gravur) und ›Abdruck‹ (etwa eines Siegelrings oder Münzstempels). Teilweise gelockert oder sogar gelöst wird der Bezug zur Dreidimensionalität bei den tendenziell abstrakteren Bedeutungen wie ›Umriss‹, ›Gestalt‹, ›Form‹ und ›Art‹. Die genannte Dialektik ist auch insofern deutlich erkennbar, als ‘''typos''’ in nachklassischer Zeit, dabei oft zu ‘''archetypos''’ (ἀρχέτυπος) oder ‘''prototypos''’ (πρωτό-τυπος) vereindeutigt, sowohl ein Wort für das Muster oder Vorbild als auch ein Wort für das Abbild, dann oft ‘''ektypos''’ (ἔκτυπος), ist. Im Lauf der Zeit kann sich ''typos'' sehr weit von der handgreiflichen und -werklichen Wurzel entfernen und wird beispielsweise in ethischen, erkenntnistheoretischen, metaphysischen und theologischen Zusammenhängen verwendet. ''Typos'' ist ein moralisches Vorbild; Platon und Aristoteles vergleichen die erinnerte Wahrnehmung mit dem Abdruck (also ''typos'') im Wachs; der Neuplatonismus Philons von Alexandrien begreift die sinnliche Welt als ''typos'', Abbild eines Urbildes (nämlich der intelligiblen Welt); und auch der Adam des «Alten Testaments» gilt in einer an Paulus anschließenden Bibelhermeneutik als ''typos'', und zwar weil er das Neue Testament und insbesondere das Kommen Christi ankündigen soll. Dass der Bezug auf das Prägen keineswegs verschwinden muss, lässt sich noch anhand einer jüngeren Bedeutungsnuance belegen; für das 16. Jh. handelt es sich bei dem – mittlerweile latinisierten – ''typus'' u.a. um eine reliefartiges Bild in einer Gipswand (vgl. <bib id='Schlenstedt & George 2005a'></bib>: S. 191f.). Noch in der heutigen Alltags- und Fachsprache lassen sich viele Ableitungen von ‘''typos''’ nachweisen. Sie finden sich beispielsweise im Vokabular, das sich im Anschluss an die (Druck-)Typen von Buchdruck und Schreibmaschine entwickelt hat (»Typographie«, »typewriter« usw.), oder in der Semiotik, die nach Peirce zwischen der Form (»type«) und ihrer Instantiierung (»token«) unterscheidet und damit die oben angesprochene Dialektik abermals variiert (vgl. <bib id='Peirce 1906a'></bib>: S. 423f.).
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‘''Typos''’ (τύπος) leitet sich von den Verben für Schlagen und Prägen ab, und die dort impli&shy;zierte Dialek&shy;tik von Erstem und Zweitem, Bewir&shy;kendem und Bewirk&shy;tem findet sich in der Spannwei&shy;te der Bedeu&shy;tung auf vielfa&shy;che Weise wieder.<ref>Vgl. zum Fol&shy;gen&shy;den <bib id='Strenge 1998a'>Stren&shy;ge 1998a</bib>: S. 1587.</ref> Auf der konkre&shy;ten Ebe&shy;ne, im handwerk&shy;lich-&#8203;künstle&shy;rischen Bereich, bedeu&shy;tet ‘typos’ sowohl ›prägen&shy;de Form‹ (Hohl&shy;form, Skizze) als auch ›Gepräg&shy;tes‹ (Relief, Statue, Gravur) und ›Abdruck‹ (etwa eines Siegel&shy;rings oder Münz&shy;stempels).<ref>Nimmt man diesen Ur&shy;sprung ernst, ent&shy;spricht ''typos'' in der semio&shy;tischen Zeichen&shy;differenzierung vor allem (aber nicht aus&shy;schließlich) dem [[Symbol, Index, Ikon|Index]].</ref> Teilwei&shy;se ge&shy;lockert oder sogar gelöst wird der Bezug zur Drei&shy;dimen&shy;siona&shy;lität bei den tenden&shy;ziell abstrak&shy;teren Bedeu&shy;tungen wie ›Umriss‹, ›Gestalt‹, ›Form‹ und ›Art‹. Die genann&shy;te Dialek&shy;tik ist auch inso&shy;fern deutlich erkenn&shy;bar, als ‘typos’ in nachklas&shy;sischer Zeit, dabei oft zu ‘arche&shy;typos’ (ἀρχέ&shy;τυπος) oder ‘proto&shy;typos’ (πρωτό-&#8203;τυπος) verein&shy;deutigt, sowohl ein Wort für das Muster oder Vorbild als auch ein Wort für das Abbild, dann oft ‘ekty&shy;pos’ (ἔκτυ&shy;πος), ist. Im Lauf der Zeit kann sich ‘typos’ sehr weit von der handgreif&shy;lichen und -werkli&shy;chen Wurzel entfer&shy;nen und wird beispiels&shy;weise in ethi&shy;schen, erkennt&shy;nisthe&shy;oreti&shy;schen, meta&shy;physi&shy;schen und theolo&shy;gischen Zusam&shy;menhän&shy;gen verwen&shy;det. Ein ''Typos'' ist ein mora&shy;lisches Vorbild; Platon und Aris&shy;tote&shy;les verglei&shy;chen die erin&shy;nerte Wahrneh&shy;mung mit dem Abdruck (also ''typos'') im Wachs; der Neupla&shy;tonis&shy;mus Philons von Ale&shy;xandri&shy;en begreift die sinnli&shy;che Welt als ''typos'', Abbild eines Urbil&shy;des (nämlich der intel&shy;ligib&shy;len Welt); und auch der Adam des «Alten Testa&shy;ments» gilt in einer an Paulus anschlie&shy;ßenden Bibel&shy;herme&shy;neutik als ''typos'', und zwar weil er das Neue Testa&shy;ment und insbe&shy;sonde&shy;re das Kommen Christi ankün&shy;digen soll. Dass der Bezug auf das Prägen keines&shy;wegs verschwin&shy;den muss, lässt sich noch anhand einer jünge&shy;ren Bedeu&shy;tungsnu&shy;ance bele&shy;gen; für das 16. Jh. handelt es sich bei dem – mittler&shy;weile lati&shy;nisier&shy;ten – ''typus'' u.a. um ein relief&shy;arti&shy;ges Bild in einer Gipswand (vgl. <bib id='Schlenstedt & George 2005a'></bib>: S. 191f.). Noch in der heuti&shy;gen Alltags- und Fachspra&shy;che lassen sich viele Ablei&shy;tungen von ‘typos’ nachwei&shy;sen. Sie finden sich beispiels&shy;weise im Voka&shy;bular, das sich im Anschluss an die (Druck-)&#8203;Typen von Buchdruck und Schreibma&shy;schine ent&shy;wickelt hat (‘[[Typographie|Typo&shy;graphie]]’, ‘type&shy;writer’ usw.), oder in der Semi&shy;otik, die nach Peirce zwischen der Form&#8203; (»type«)&#8203; und ihrer Instan&shy;tiie&shy;rung&#8203; (»token«)&#8203; unter&shy;scheidet und damit die oben ange&shy;sproche&shy;ne Dialek&shy;tik aber&shy;mals vari&shy;iert (vgl. <bib id='Peirce 1906a'></bib>: S. 423f.).
  
 
==‘Eikon’==
 
==‘Eikon’==
  
‘''Eikon''’ (εἰκών) ist der vielseitigste und am weitesten verbreitete Bildausdruck des Griechischen. Zurückführen lässt er sich auf eine sprachliche Wurzel, die ›zutreffen‹, ›gleichkommen‹ und ›sich gehören‹ bedeutet (vgl. hier und im Folgenden <bib id='Willms 1935a'></bib>: S. 1f.). Aufgrund dieser Herkunft zeichnen sich die Verwendungsweisen von ‘''eikon''’ bei allem Facettenreichtum dadurch aus, dass sie einen Hinweis auf Abbildlichkeit mit sich führen; in der Regel ist ''eikon'' ein Abgeleitetes, ein Zweites, das auf ein Erstes verweist. Das trifft sowohl auf ''eikon physei'' (εἰκών φύσει) zu, das natürliche Bild wie der Schatten und das Spiegelbild, wie auch auf ''eikon techne'' (εἰκών τέχνη), das künstliche Bild, das von Bildhauer, Maler oder Handwerker hergestellt wird. Eine Präzisierung erfährt ''eikon'' (als künstliches Bild) in der Philosophie Platons, die nicht allein die Übereinstimmung des ''eikon'' mit dem von ihm abgebildeten Original betont, sondern auch die wesentliche Differenz zu ihm. Ein ''eikon'' wird niemals mit dem von ihm abgebildeten Original völlig übereinstimmen, so dass es auch niemals zu einem zweiten Exemplar der Gattung des Originals werden kann: Ein ''eikon'' der Person Kratylos ist nicht ein zweiter Kratylos (vgl. dazu Platon: «Kratylos» 432b-d).  
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‘''Eikon''’ (εἰκών) ist der vielsei&shy;tigste und am weites&shy;ten verbrei&shy;tete Bildaus&shy;druck des Griechi&shy;schen. Zurück&shy;führen lässt er sich auf eine sprachli&shy;che Wurzel, die ›zutref&shy;fen‹, ›gleich&shy;kommen‹ und ›sich gehö&shy;ren‹ bedeu&shy;tet (vgl. hier und im Fol&shy;gen&shy;den <bib id='Willms 1935a'></bib>: S. 1f.). Aufgrund dieser Herkunft zeichnen sich die Verwen&shy;dungswei&shy;sen von ‘eikon’ bei allem Facet&shy;tenreich&shy;tum dadurch aus, dass sie einen Hinweis auf Abbild&shy;lichkeit mit sich führen; in der Regel ist ''eikon'' ein Abge&shy;leite&shy;tes, ein Zweites, das auf ein Erstes verweist. Das trifft sowohl auf ''eikon physei'' (εἰκών φύσει) zu, das [["natürliche" Bilder|natürli&shy;che Bild]] wie der Schatten und das Spiegel&shy;bild, wie auch auf ''eikon techné'' (εἰκών τέχνη), das künstli&shy;che Bild, das von Bildhau&shy;er, Maler oder Hand&shy;wer&shy;ker herge&shy;stellt wird. Eine Präzi&shy;sierung erfährt ‘eikon’ (als künstli&shy;ches Bild) in der Philo&shy;sophie Platons, die nicht allein die Über&shy;einstim&shy;mung des ''eikon'' mit dem von ihm abge&shy;bilde&shy;ten Ori&shy;ginal betont, sondern auch die wesent&shy;liche Diffe&shy;renz zu ihm. Ein ''Eikon'' wird niemals mit dem von ihm abge&shy;bilde&shy;ten Ori&shy;ginal völlig über&shy;einstim&shy;men, so dass es auch niemals zu einem zweiten Exem&shy;plar der Gattung des Ori&shy;ginals werden kann: Ein ''Eikon'' der Person Kraty&shy;los ist nicht ein zweiter Kraty&shy;los (vgl. dazu Platon: «Kraty&shy;los» 432b-d).  
 
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Die Herkunft des Ausdrucks macht sich noch in zwei weiteren Hinsichten bemerkbar. Einerseits harmoniert ''eikon'' gut mit jenen zeitgenössischen Theorien und Auffassungen, die Kunst in erster Linie als Mimesis, als Nachahmung, begreifen; und andererseits wird ''eikon'' nicht nur im handwerklichen Kontext, sondern auch bei übertragener Bedeutung oft mit ''paradeigma'' (παράδειγμα) in Beziehung gesetzt, also einem Modell oder Muster, an dem es sich orientiert. Außer ›künstliches‹ und ›natürliches Bild‹ kann ‘''eikon''’ im psychologischen oder erkenntnistheoretischen Kontext ›Vorstellungsbild‹ bedeuten, in alltäglichen Vollzügen ›Sohn des Vaters‹ meinen oder in der (antiken) Metaphysik das Verhältnis der sinnlichen Welt zur geistigen beschreiben. Dementsprechend wird ‘''eikon''’ im christlich religiösen Kontext dann auch verwendet, um wie in der «Septuaginta» die Gottesebenbildlichkeit des Menschen (nach Gen 1,26f.) auszudrücken.<ref>Die Bedeutung von ‘''eikon''’ beginnt seit dem späteren Platonismus insofern zu schillern, als zwar der Hinweis auf die Abbildlichkeit gewahrt bleibt, aber ‘''eikon''’ nun auch selbst als ein Erstes und vorhergehendes Muster verstanden und daher synonym mit ‘''paradeigma''’ gebraucht werden kann. Eine Parallele dazu findet sich später im deutschen ‘Urbild’; vgl. <bib id='Asmuth 1994a'></bib>: S. 12.</ref> ''Eikon'' wird in der Folgezeit nicht nur zu ''icon'' latinisiert, sondern findet sich auch in einer Fülle von Lehnwörtern in anderen Sprachen wieder – wie beispielsweise im deutschen [[Ikone|‘Ikone’]], mit dem das Kult- und Andachtsbild bezeichnet wird, oder in den Bezeichnungen für kunstwissenschaftliche Verfahren wie [[Ikonografie, Ikonologie, Ikonik|‘Ikonografie’, ‘Ikonologie’, ‘Ikonik’]]. Auch findet es Eingang in die semiotische Zeichentypologie, in der das [[Symbol, Index, Ikon|Ikon]] als der Zeichentyp gilt, der über Ähnlichkeit mit dem Bezeichneten definiert wird.
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Die Herkunft des Ausdrucks macht sich noch in zwei weite&shy;ren Hinsich&shy;ten bemerk&shy;bar. Einer&shy;seits harmo&shy;niert ‘eikon’ gut mit jenen zeitge&shy;nössi&shy;schen Theorien und Auffas&shy;sungen, die Kunst in erster Linie als Mime&shy;sis, als Nachah&shy;mung, begrei&shy;fen; und ande&shy;rerseits wird ‘eikon’ nicht nur im handwerk&shy;lichen Kontext, sondern auch bei über&shy;trage&shy;ner Bedeu&shy;tung oft mit ''para&shy;deigma''(παρά&shy;δειγμα) in Bezie&shy;hung gesetzt, also einem Modell oder Muster, an dem es sich orien&shy;tiert. Außer ›künstli&shy;ches‹ und ›natür&shy;liches Bild‹ kann ‘eikon’ im psycho&shy;logi&shy;schen oder erkennt&shy;nisthe&shy;ore&shy;tischen Kontext ›Vorstel&shy;lungsbild‹ bedeu&shy;ten, in alltäg&shy;lichen Vollzü&shy;gen ›Sohn des Vaters‹ meinen oder in der (anti&shy;ken) Meta&shy;physik das Verhält&shy;nis der sinnli&shy;chen Welt zur geisti&shy;gen beschrei&shy;ben. Dement&shy;sprechend wird ‘eikon’ im christlich-&#8203;reli&shy;giösen Kontext dann auch verwen&shy;det, um wie in der «Septua&shy;ginta» die Gottes&shy;eben&shy;bildlich&shy;keit des Menschen (nach Gen 1,26f.) auszu&shy;drücken.<ref>Die Be&shy;deu&shy;tung von ‘ei&shy;kon’ be&shy;ginnt seit dem spä&shy;te&shy;ren Pla&shy;to&shy;nis&shy;mus in&shy;so&shy;fern zu schil&shy;lern, als zwar der Hin&shy;weis auf die Ab&shy;bild&shy;lich&shy;keit ge&shy;wahrt bleibt, aber ‘ei&shy;kon’ nun auch selbst als ein Ers&shy;tes und vor&shy;her&shy;ge&shy;hen&shy;des Mus&shy;ter ver&shy;stan&shy;den und da&shy;her sy&shy;no&shy;nym mit ‘pa&shy;ra&shy;deig&shy;ma’ ge&shy;braucht wer&shy;den kann. Ei&shy;ne Pa&shy;ral&shy;le&shy;le da&shy;zu fin&shy;det sich spä&shy;ter im deut&shy;schen ‘Ur&shy;bild’; vgl. <bib id='Asmuth 1994a'>As&shy;muth 1994a</bib>: S. 12.</ref> ‘Eikon’ wird in der Folge&shy;zeit nicht nur zu ‘icon’ lati&shy;nisiert, sondern findet sich auch in einer Fülle von Lehnwör&shy;tern in ande&shy;ren Sprachen wieder – wie beispiels&shy;weise im deutschen [[Ikone|‘Iko&shy;ne’]], mit dem das Kult- und Andachts&shy;bild bezeich&shy;net wird, oder in den Bezeich&shy;nungen für kunstwis&shy;senschaft&shy;liche Verfah&shy;ren wie [[Ikonografie, Ikonologie, Ikonik|‘Iko&shy;nogra&shy;fie’, ‘Iko&shy;nolo&shy;gie’ und ‘Iko&shy;nik’]]. Auch findet es Eingang in die semio&shy;tische Zeichen&shy;differenzierung, in der das [[Symbol, Index, Ikon|Ikon]] als das Zeichen gilt, das über Ähnlich&shy;keit mit dem Bezeich&shy;neten defi&shy;niert wird.
  
 
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Aktuelle Version vom 15. Dezember 2019, 14:43 Uhr

Unterpunkt zu: Bildtermini anderer Sprachen


Das Altgriechische hält eine große Band­breite von Möglich­keiten bereit, über Bilder zu reden. Ohne einen direk­ten Bildaus­druck zu verwen­den, ist es im Rahmen der älte­ren, magi­schen Bild­auffas­sung möglich, mit dem Namen der im Götter­bild mani­festier­ten Gottheit auch das Götter­bild selbst anzu­sprechen; im Rahmen dieses so genann­ten Eigen­namen-​Typus kann ‘Aphro­dite’ die Göttin und ineins damit auch ihre Statue bezeich­nen (vgl. [Daut 1975a]Daut, Raimund (1975).
Imago. Untersuchungen zum Bildbegriff der Römer. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag.

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: S. 14). Die Bildaus­drücke des Griechi­schen wiede­rum sind teils noch als Lehnwör­ter in den heuti­gen Sprachen präsent. Sie bieten ein Bedeu­tungsspek­trum, das von der Bezeich­nung einer einzel­nen Bildart bis hin zur Bezeich­nung einer Rela­tion im allge­meinen Sinne reichen kann.

Vor der ausführlicheren Auseinander­setzung mit den einschlä­gigen Aus­drücken seien eini­ge der nicht ganz so wichti­gen wenig­stens erwähnt. Der erste hier zu nennen­de Ausdruck bezeich­net eine bestimm­te Bildart. Unter ‘pinax’ (πίναξ), eigent­lich dem Ausdruck für ›Brett‹, versteht man eine (bemal­te) Tafel aus Holz, Ton oder Metall. Von ihm leitet sich die Bezeich­nung ‘Pina­kothek’ für Gemäl­dega­lerien oder -museen ab. Einen allge­meine­ren Charak­ter besitzt hinge­gen ‘homoi­oma’ (ὁμοί­ωμα), das auf dem griechi­schen Ausdruck für ›gleich‹ und ›ähnlich‹ beruht. Ebenfalls ›Bild‹ und ›Abbild‹ im allge­meinen Sinne bedeu­tet ‘mime­ma’ (μίμη­μα), das sich von ‘mime­sis’ (μίμη­σις), dem Wort für das (ursprüng­lich vor allem schauspie­leri­sche) Nachah­men ablei­tet.[1] Ein Sonder­fall ver­dankt sich dem grie­chischen Wort für ›Maler‹, näm­lich ‘zoog­raphos’ (ζω­γράφος), das wört­lich den­jenigen bezeichnet, der Lebe­wesen malt; daher kann der Aus­druck für ›Lebe­wesen‹, also ‘zoon’ (ζῷον), auch für ›gemaltes Lebe­wesen‹ oder ›Ge­mälde‹ stehen.


‘Agalma’

Der Ausdruck ‘Agalma’ (ἄγαλμα) leitet sich vom Verb für ›preisen‹ und ›verherr­lichen‹ ab. Unter diesem Ausdruck ist zunächst der kostba­re Schmuck oder die kostba­re Votiv­gabe für die Götter verstan­den worden; dann aber wird es in Konkur­renz zum Eigen­namen-​Typus zu der (vom Namen der Gottheit unab­hängi­gen) Bezeich­nung für das plasti­sche Götter­bild selbst (vgl. [Bloesch 1943a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 15, 24ff.). In dieser Bezeich­nung liegt bereits eine Proble­mati­sierung der magi­schen Bildauf­fassung, Arte­fakt und Gottheit begin­nen gewis­serma­ßen ausein­ander­zutre­ten. Anstel­le der magi­schen Bildauf­fassung, für die der Bildre­ferent im Bild anwe­send ist, bricht sich hier eine reprä­senta­tiona­listi­sche Auffas­sung Bahn, für die das Bild auf seinen Refe­renten verweist.[2] Ganz in diesem Sinne kriti­siert Hera­klit, bei dem sich erstmals die neue Verwen­dung des Ausdrucks findet, auch seine Zeitge­nossen:

Und sie beten auch zu den Götter­bildern [ἄγαλ­μασι] da, wie wenn einer mit Gebäu­den eine Unter­haltung pflegen wollte“ (zit. nach [Diels & Kranz 1968a]Literaturangabe fehlt.
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: Bd. 1, S. 151).

In der Gegenwart findet der Ausdruck Verwen­dung, um eine Spielart des Feti­schismus zu bezeich­nen; unter ‘Agal­mato­philie’ versteht man das sexu­elle Inte­resse an Statu­en (und auch Puppen), die nackte Perso­nen darstel­len (vgl. [Bossi 2012a]Literaturangabe fehlt.
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).

‘Phantasma’

Wie ‘phantasia’ (φαντασία) (vgl. auch ⊳ Einbil­dungskraft) leitet sich ‘phanta­sma’ (φάντα­σμα) vom griechi­schen Verb für ›sich zeigen‹, ›erschei­nen‹ ab. Zu den Hauptbe­deutun­gen von ‘phanta­sma’ zählen ›Erschei­nung‹, ›Gespenst‹, ›(Trug-)​Bild‹ und ›Vorstel­lung​(sbild)‹.[3] Platon vergleicht die Tätig­keit der phanta­sia, der das phanta­sma erzeu­genden Instanz, mit der Tätig­keit eines inne­ren Malers, der Bilder in die Seele malt («Phile­bos» 39b), und Aris­tote­les mit der eines Mnemo­techni­kers, der sich Bilder vor das inne­re Auge stellt («De Ani­ma» 427b). Die Rede vom phanta­sma ist nicht immer, aber oft nega­tiv konno­tiert. In der Aris­tote­lischen Erkennt­nisthe­orie wird diese Konno­tation metho­disch gewen­det: phanta­sma, das Vorstel­lungsbild, gilt hier als das, was im Gegen­satz zur Wahrneh­mung falsch sein kann - aber nicht falsch sein muss (vgl. «De Ani­ma» 428a). Nach der Über­nahme ins Latei­nische spielt phanta­sma im Zusam­menhang mit der Lehre von den species in der mittel­alter­lichen Erkennt­nisthe­orie eine Rolle (vgl. ⊳ Latei­nisch: ‘effi­gies’, ‘species’, ‘simu­lacrum’, ‘ima­go’). In der Moder­ne kennen insbe­sonde­re die Psycho­logie und Psycho­ana­lyse das Phanta­sma, und auch die Psycho­ana­lyse bietet eine metho­dische Wendung der nega­tiven Konno­tation: Sie fasst das Phantas­ma nicht als simple (Erin­nerungs-)​Täuschung, sondern betont dessen Schutzfunk­tion (vgl. [Evans 2002a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 228-​231).


‘Eidolon’

Eidolon’ (εἴδωλον) leitet sich als Dimi­nutiv von dem Substan­tiv ‘eidos’ (εἶδος) ab, das ›Ausse­hen‹, ›Gestalt‹ und ›Form meint. Wie die Auflis­tung zentra­ler Bedeu­tungen zeigt, führt es oft, aber nicht immer ein pejo­rati­ves Moment mit sich: ‘Eido­lon’ steht für Bild, Abbild, Gestalt, aber auch für Gespenst, Trug- und Götzen­bild. Das pejo­rati­ve Moment lässt sich bis in die archa­ische Auffas­sung von der Seele als eido­lon zurück­verfol­gen, die etwa Homer als „kraftlo­ses Abbild, Schatten­bild des Leibes“ beschreibt (vgl. [Willms 1935a]Willms, Hans (1935).
Eikon. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung zum Platonismus. 1. Teil. Philon von Alexandreia. Mit einer Einleitung über Platon und die Zwischenzeit. Münster: Verlag der Aschendorffschen Verlagsbuchhandlung.

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: S. 31). Eine neutra­le, wenn nicht sogar posi­tive Rolle kommt ‘eido­lon’ in der Erkennt­nisthe­orie und Wahrneh­mungsleh­re der griechi­schen Ato­misten zu. Sie fassen eido­lon als Häutchen oder Bildchen, das sich von den Dingen löst und damit Spiege­lungen auf glatten Flächen, visu­elle Wahrneh­mung beim Kontakt mit den Augen sowie Träume im Schlafen­den auslö­sen kann (vgl. [Roloff 1972a]Roloff, D. (1972).
Eidolon, Eikon, Bild.
In Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 2. D-F, 330-322.

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: S. 330). Die einfluss­reiche Termi­nolo­gie Platons zeigt, wie ambi­valent der Ausdruck gebraucht werden kann. Platon verwendet ‘eido­lon’ sowohl pejo­rativ, um Gemäl­de (und Dichtun­gen) gegen­über der Reali­tät der Dinge abzu­werten (vgl. «Poli­teia» 601b, 605c), wie auch als neutra­len Ober­begriff, unter den er sowohl das wahrheits­getreue Abbild (eikon) als auch das wahrheits­widri­ge Trugbild (phanta­sma) gleicher­maßen subsu­miert (vgl. «Sophis­tes» 235b-236c). In der Folge­zeit wird ‘eido­lon’ zu ‘ido­la’ lati­nisiert und bleibt bis in die Gegen­wart in Bildun­gen wie ‘Idol’ oder ‘Ido­latrie’ erhal­ten.

‘Typos’

Typos’ (τύπος) leitet sich von den Verben für Schlagen und Prägen ab, und die dort impli­zierte Dialek­tik von Erstem und Zweitem, Bewir­kendem und Bewirk­tem findet sich in der Spannwei­te der Bedeu­tung auf vielfa­che Weise wieder.[4] Auf der konkre­ten Ebe­ne, im handwerk­lich-​künstle­rischen Bereich, bedeu­tet ‘typos’ sowohl ›prägen­de Form‹ (Hohl­form, Skizze) als auch ›Gepräg­tes‹ (Relief, Statue, Gravur) und ›Abdruck‹ (etwa eines Siegel­rings oder Münz­stempels).[5] Teilwei­se ge­lockert oder sogar gelöst wird der Bezug zur Drei­dimen­siona­lität bei den tenden­ziell abstrak­teren Bedeu­tungen wie ›Umriss‹, ›Gestalt‹, ›Form‹ und ›Art‹. Die genann­te Dialek­tik ist auch inso­fern deutlich erkenn­bar, als ‘typos’ in nachklas­sischer Zeit, dabei oft zu ‘arche­typos’ (ἀρχέ­τυπος) oder ‘proto­typos’ (πρωτό-​τυπος) verein­deutigt, sowohl ein Wort für das Muster oder Vorbild als auch ein Wort für das Abbild, dann oft ‘ekty­pos’ (ἔκτυ­πος), ist. Im Lauf der Zeit kann sich ‘typos’ sehr weit von der handgreif­lichen und -werkli­chen Wurzel entfer­nen und wird beispiels­weise in ethi­schen, erkennt­nisthe­oreti­schen, meta­physi­schen und theolo­gischen Zusam­menhän­gen verwen­det. Ein Typos ist ein mora­lisches Vorbild; Platon und Aris­tote­les verglei­chen die erin­nerte Wahrneh­mung mit dem Abdruck (also typos) im Wachs; der Neupla­tonis­mus Philons von Ale­xandri­en begreift die sinnli­che Welt als typos, Abbild eines Urbil­des (nämlich der intel­ligib­len Welt); und auch der Adam des «Alten Testa­ments» gilt in einer an Paulus anschlie­ßenden Bibel­herme­neutik als typos, und zwar weil er das Neue Testa­ment und insbe­sonde­re das Kommen Christi ankün­digen soll. Dass der Bezug auf das Prägen keines­wegs verschwin­den muss, lässt sich noch anhand einer jünge­ren Bedeu­tungsnu­ance bele­gen; für das 16. Jh. handelt es sich bei dem – mittler­weile lati­nisier­ten – typus u.a. um ein relief­arti­ges Bild in einer Gipswand (vgl. [Schlenstedt & George 2005a]Literaturangabe fehlt.
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: S. 191f.). Noch in der heuti­gen Alltags- und Fachspra­che lassen sich viele Ablei­tungen von ‘typos’ nachwei­sen. Sie finden sich beispiels­weise im Voka­bular, das sich im Anschluss an die (Druck-)​Typen von Buchdruck und Schreibma­schine ent­wickelt hat (‘Typo­graphie’, ‘type­writer’ usw.), oder in der Semi­otik, die nach Peirce zwischen der Form​ (»type«)​ und ihrer Instan­tiie­rung​ (»token«)​ unter­scheidet und damit die oben ange­sproche­ne Dialek­tik aber­mals vari­iert (vgl. [Peirce 1906a]Peirce, Charles Sanders (1933).
Prolegomena to an Apology for Pragmaticism.
In Collected Papers. Bd. 4, 530-572.

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: S. 423f.).

‘Eikon’

Eikon’ (εἰκών) ist der vielsei­tigste und am weites­ten verbrei­tete Bildaus­druck des Griechi­schen. Zurück­führen lässt er sich auf eine sprachli­che Wurzel, die ›zutref­fen‹, ›gleich­kommen‹ und ›sich gehö­ren‹ bedeu­tet (vgl. hier und im Fol­gen­den [Willms 1935a]Willms, Hans (1935).
Eikon. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung zum Platonismus. 1. Teil. Philon von Alexandreia. Mit einer Einleitung über Platon und die Zwischenzeit. Münster: Verlag der Aschendorffschen Verlagsbuchhandlung.

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: S. 1f.). Aufgrund dieser Herkunft zeichnen sich die Verwen­dungswei­sen von ‘eikon’ bei allem Facet­tenreich­tum dadurch aus, dass sie einen Hinweis auf Abbild­lichkeit mit sich führen; in der Regel ist eikon ein Abge­leite­tes, ein Zweites, das auf ein Erstes verweist. Das trifft sowohl auf eikon physei (εἰκών φύσει) zu, das natürli­che Bild wie der Schatten und das Spiegel­bild, wie auch auf eikon techné (εἰκών τέχνη), das künstli­che Bild, das von Bildhau­er, Maler oder Hand­wer­ker herge­stellt wird. Eine Präzi­sierung erfährt ‘eikon’ (als künstli­ches Bild) in der Philo­sophie Platons, die nicht allein die Über­einstim­mung des eikon mit dem von ihm abge­bilde­ten Ori­ginal betont, sondern auch die wesent­liche Diffe­renz zu ihm. Ein Eikon wird niemals mit dem von ihm abge­bilde­ten Ori­ginal völlig über­einstim­men, so dass es auch niemals zu einem zweiten Exem­plar der Gattung des Ori­ginals werden kann: Ein Eikon der Person Kraty­los ist nicht ein zweiter Kraty­los (vgl. dazu Platon: «Kraty­los» 432b-d).

Die Herkunft des Ausdrucks macht sich noch in zwei weite­ren Hinsich­ten bemerk­bar. Einer­seits harmo­niert ‘eikon’ gut mit jenen zeitge­nössi­schen Theorien und Auffas­sungen, die Kunst in erster Linie als Mime­sis, als Nachah­mung, begrei­fen; und ande­rerseits wird ‘eikon’ nicht nur im handwerk­lichen Kontext, sondern auch bei über­trage­ner Bedeu­tung oft mit ‘para­deigma’ (παρά­δειγμα) in Bezie­hung gesetzt, also einem Modell oder Muster, an dem es sich orien­tiert. Außer ›künstli­ches‹ und ›natür­liches Bild‹ kann ‘eikon’ im psycho­logi­schen oder erkennt­nisthe­ore­tischen Kontext ›Vorstel­lungsbild‹ bedeu­ten, in alltäg­lichen Vollzü­gen ›Sohn des Vaters‹ meinen oder in der (anti­ken) Meta­physik das Verhält­nis der sinnli­chen Welt zur geisti­gen beschrei­ben. Dement­sprechend wird ‘eikon’ im christlich-​reli­giösen Kontext dann auch verwen­det, um wie in der «Septua­ginta» die Gottes­eben­bildlich­keit des Menschen (nach Gen 1,26f.) auszu­drücken.[6] ‘Eikon’ wird in der Folge­zeit nicht nur zu ‘icon’ lati­nisiert, sondern findet sich auch in einer Fülle von Lehnwör­tern in ande­ren Sprachen wieder – wie beispiels­weise im deutschen ‘Iko­ne’, mit dem das Kult- und Andachts­bild bezeich­net wird, oder in den Bezeich­nungen für kunstwis­senschaft­liche Verfah­ren wie ‘Iko­nogra­fie’, ‘Iko­nolo­gie’ und ‘Iko­nik’. Auch findet es Eingang in die semio­tische Zeichen­differenzierung, in der das Ikon als das Zeichen gilt, das über Ähnlich­keit mit dem Bezeich­neten defi­niert wird.

Anmerkungen
  1. Vgl. aus­führ­li­cher [Have­lock 1963a]Literaturangabe fehlt.
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    : S. 57-​60.
  2. Für die­se Ge­gen­über­stel­lung von kul­tisch-​ma­gi­scher und re­prä­sen­ta­ti­o­na­lis­ti­scher Auf­fas­sung vgl. [Sachs-​Hom­bach 2003c]Literaturangabe fehlt.
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    .
  3. Zur er­kennt­nis­the­o­re­ti­schen De­bat­te da­rü­ber, in­wie­fern es sich bei ‘phan­ta­sma’ um ein men­ta­les Bild oder doch um ei­ne an­de­re Art von Vor­stel­lung han­delt, vgl. [Shep­pard 1991a]Literaturangabe fehlt.
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    .
  4. Vgl. zum Fol­gen­den [Stren­ge 1998a]Literaturangabe fehlt.
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    : S. 1587.
  5. Nimmt man diesen Ur­sprung ernst, ent­spricht typos in der semio­tischen Zeichen­differenzierung vor allem (aber nicht aus­schließlich) dem Index.
  6. Die Be­deu­tung von ‘ei­kon’ be­ginnt seit dem spä­te­ren Pla­to­nis­mus in­so­fern zu schil­lern, als zwar der Hin­weis auf die Ab­bild­lich­keit ge­wahrt bleibt, aber ‘ei­kon’ nun auch selbst als ein Ers­tes und vor­her­ge­hen­des Mus­ter ver­stan­den und da­her sy­no­nym mit ‘pa­ra­deig­ma’ ge­braucht wer­den kann. Ei­ne Pa­ral­le­le da­zu fin­det sich spä­ter im deut­schen ‘Ur­bild’; vgl. [As­muth 1994a]Asmuth, Bernhard (1994).
    Bild, Bildlichkeit. A-B.
    In Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 2: Bi - Eul, 10-21.

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    : S. 12.
Literatur                             [Sammlung]

[As­muth 1994a]: Asmuth, Bernhard (1994). Bild, Bildlichkeit. A-B. In: Ueding, Gert (Hg.): Historisches Wörterbuch der Rhetorik. Bd. 2: Bi - Eul. Tübingen: Max Niemeyer Verlag, S. 10-21.

[Bloesch 1943a]:
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[Bossi 2012a]:
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[Daut 1975a]: Daut, Raimund (1975). Imago. Untersuchungen zum Bildbegriff der Römer. Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag. [Diels & Kranz 1968a]:
Literaturangabe fehlt.
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[Evans 2002a]:
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[Have­lock 1963a]:
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[Peirce 1906a]: Peirce, Charles Sanders (1933). Prolegomena to an Apology for Pragmaticism. In: Charles Hartshorne, Paul Weiss (Hg.): Collected Papers. Bd. 4. Cambrigde, Mass.: Harvard University Press, S. 530-572. [Roloff 1972a]: Roloff, D. (1972). Eidolon, Eikon, Bild. In: Ritter, Joachim (Hg.): Historisches Wörterbuch der Philosophie. Bd. 2. D-F. Basel: Schwabe Verlag, S. 330-322. [Sachs-​Hom­bach 2003c]:
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[Schlenstedt & George 2005a]:
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[Shep­pard 1991a]:
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[Stren­ge 1998a]:
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[Willms 1935a]: Willms, Hans (1935). Eikon. Eine begriffsgeschichtliche Untersuchung zum Platonismus. 1. Teil. Philon von Alexandreia. Mit einer Einleitung über Platon und die Zwischenzeit. Münster: Verlag der Aschendorffschen Verlagsbuchhandlung.


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [119], Joerg R.J. Schirra [21] und Klaus Sachs-Hombach [4] — (Hinweis)

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[Liebsch 2013g-b]Literaturangabe fehlt.
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[Bloesch 1943a]:
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[Bossi 2012a]:
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[Diels & Kranz 1968a]:
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[Evans 2002a]:
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[Have­lock 1963a]:
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[Sachs-​Hom­bach 2003c]:
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[Schlenstedt & George 2005a]:
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[Shep­pard 1991a]:
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[Stren­ge 1998a]:
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[Liebsch 2013g-b]:
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