Medialität
Unterpunkt zu: Medientheorien: Übersicht
Ausgangspunkte„Medialität“ ist keineswegs erst mit den Entwicklungen moderner Medientechnik eine für entsprechende Diskurse grundlegende Begrifflichkeit geworden. Bereits seit der Antike wird sie als essenzielles Element des menschlichen Weltverhältnisses ebenso intensiv reflektiert, wie auch diskutiert. Paradigmatisch in dieser Hinsicht sind die Auffassungen von Platon und Aristoteles über Bilder und die Art, wie diese mit der Wirklichkeit verbunden sind. Für Aristoteles besteht die Medialität eines Bildes in einem Darstellen, einem Vermitteln einer als solchen gegeben Wirklichkeit. Bilder erinnern also im eigentlichen Sinn an sie, funktionieren anamnetisch. Für Platon hingegen sind Bilder mimetisch. Sie ahmen eine Wirklichkeit nach, die jedoch nicht für sich selbst steht, sondern selbst ein Bild, eine Nachahmung ideeller Urformen ist. Medialität ist nach diesen Überlegungen keine direkte Erinnerung an Wirklichkeit wie bei Aristoteles, sondern eine Art metaphysische Rückbesinnung auf die sogenannte Ideenschau, die nach dem platonischen Modell präexistent erfahren wird. Dies wird von Platon aber keineswegs positiv bewertet. Künstler als Hersteller von Bildern und anderen Kunstformen haben für ihn keinen Zugang zu den Ideen. In der von Bildern verkörperten Nachahmung einer Nachahmung, ihrer Reproduktion von Scheinbildern, ist ihre in dieser Hinsicht ontologische Medialität negativ konnotiert. Aristoteles beginnt demgegenüber, Medialität von einer ontologischen Vereinnahmung zu lösen und sieht sie stattdessen als Manifestation menschlicher Erkenntnis- und Handlungsmöglichkeiten. (Vgl. [Matzker 2008a]Matzker, Reiner (2008).Ästhetik der Medialität. Zur Vermittlung von künstlerischen Welten und ästhetischen Theorien. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt. Eintrag in Sammlung zeigen: 11ff.) Versuch über den Menschen. Einführung in eine Philosophie der Kultur. Hamburg: Meiner. Eintrag in Sammlung zeigen: 221) fasst das Mediale der Kunst in ähnlicher Weise als „Intensivierung von Wirklichkeit“ und sieht sie als „kontinuierlichen Konkretionsprozeß“. John Dewey ([Dewey 2006a]Dewey, John (2006). Kunst als Erfahrung. Frankfurt/M.: Suhrkamp. Eintrag in Sammlung zeigen: 97) verortet sie in seiner Ästhetik sowohl als Zeichen als auch als konstitutives Element „für ein vereintes Kollektivleben“. Medialität oszilliert gemäß dieser Vorstellungen zwischen einer Bestimmung als Realisierungsoption und als (technischer) Möglichkeitsraum (vgl. [Hubig 2006]Hubig, Christoph (2006). Technikphilosophie als Reflexion der Medialität. Bielefeld: Transcript. Eintrag in Sammlung zeigen:148f.). GegenwartDie Medialität eines Mediums wird nach Knut Hickethier ([Hickethier 2010a]Hickethier, Knut (2010).Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart: Metzler. Eintrag in Sammlung zeigen: 25) vor allem durch drei miteinander zusammenhängende Aspekte bestimmt:
Understanding Media. The Extensions of Man. Cambridge, Mass.: MIT Press. Eintrag in Sammlung zeigen: 22) in den sechziger Jahren das Fernsehen als „kaltes Medium“, also als eines, das eine hohe ergänzend-interpretative Beteiligung des Nutzers erfordert, um es überhaupt verstehen zu können. Diese Einschätzung beruht im Wesentlichen auf dem damaligen Entwicklungsstand des Fernsehens, dessen auf der Kathodenstrahlröhre präsentiertes Bild relativ detailarm und oft noch schwarz-weiß war. Angesichts der anhaltenden Tendenz zu immer besseren Aufnahme- und Wiedergabetechniken wäre Fernsehen, wenn man McLuhans Unterscheidung folgt, mittlerweile vielmehr als sehr detailreiches, „heißes Medium“ zu betrachten. Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart: Metzler. Eintrag in Sammlung zeigen: 27) Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart: Metzler. Eintrag in Sammlung zeigen: 28ff.) optional BeispieleAuswirkungen auf andere Begriffe |
Inhaltsverzeichnis
Anmerkungen
[Cassirer 1996a]: Cassirer, Ernst (1996). Versuch über den Menschen. Einführung in eine Philosophie der Kultur. Hamburg: Meiner.
[Dewey 2006a]: Dewey, John (2006). Kunst als Erfahrung. Frankfurt/M.: Suhrkamp. [Hickethier 2010a]: Hickethier, Knut (2010). Einführung in die Medienwissenschaft. Stuttgart: Metzler. [Hubig 2006]: Hubig, Christoph (2006). Technikphilosophie als Reflexion der Medialität. Bielefeld: Transcript. [Matzker 2008a]: Matzker, Reiner (2008). Ästhetik der Medialität. Zur Vermittlung von künstlerischen Welten und ästhetischen Theorien. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt. [McLuhan 1998a]: McLuhan, Marshall (1998). Understanding Media. The Extensions of Man. Cambridge, Mass.: MIT Press. Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Toni Eichler [105], Joerg R.J. Schirra [26] und Tobias Schöttler [1] — (Hinweis) |