Pseudoschriften: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
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In «The Domain of Images» versucht J. Elkins inner&shy;halb des von der Begriffs&shy;trias »Bild« »[[Diagramm]]« »Schrift« abge&shy;steckten Bereichs weite&shy;re Unter&shy;scheidun&shy;gen zu treffen.<ref>El&shy;kins selbst <bib id='Elkins 1999a'>El&shy;kins 1999a</bib>: S. 85ff.) spricht von „writ&shy;ing“, „pic&shy;ture“ und „no&shy;ta&shy;tion“ als den drei Po&shy;len, „no&shy;ta&shy;tion“ ist hier aber eher im Sin&shy;ne ei&shy;nes weit ge&shy;faß&shy;ten Dia&shy;gramm&shy;be&shy;griffs ge&shy;braucht.</ref> In diesem Zusam&shy;menhang führt er u.a. den Begriff »Pseudo&shy;schrift« (‘Pseudo&shy;writing’) ein (vgl. <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: Kap. 9).
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In „The Domain of Images“ versucht J. Elkins innerhalb des von der Begriffstrias Bild – Diagramm – Schrift <ref> Elkins selbst (1999: 85ff.) spricht von „writing“, „picture“ und „notation“ als den drei Polen, „notation“ ist hier aber eher im Sinne eines weit gefaßten Diagrammbegriffs gebraucht.</ref> abgesteckten Bereichs weitere Unterscheidungen zu treffen. In diesem Zusammenhang führt er u.a. den Begriff „Pseudoschrift“ („Pseudowriting“) (vgl. <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: Kap. 9).
 
 
 
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<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
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==Pseudoschrift bei Elkins==
  
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Der Ausdruck ‘Pseudoschrift’ ist kein fest&shy;stehen&shy;der Termi&shy;nus in der Bild&shy;wissen&shy;schaft oder in der Schrift&shy;theorie. Elkins verwen&shy;det die Bezeich&shy;nung ‘Pseudo&shy;writing’ für schriftar&shy;tige Darstel&shy;lungen, die aber entwe&shy;der keine voll&shy;ständi&shy;gen Schriften sind (in dem Sinne, dass sie nicht dazu verwen&shy;det werden können, um natür&shy;liche Sprachen vollstän&shy;dig zu schreiben) oder keine (oder zumin&shy;dest keine konven&shy;tionell festge&shy;legt oder bekann&shy;te) [[Bedeutung und Referenz|Refe&shy;renz]] haben. Gemeint sind Namens&shy;markie&shy;rungen von Handwer&shy;kern, magi&shy;sche [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zeichen]], mnemo&shy;nische Zeichen, histo&shy;rische Vorfor&shy;men von Schriften, schrift&shy;arti&shy;ge Markie&shy;rungen in der Kunst etc.
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Pseudoschriften weisen laut Elkins <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S. 146) in unter&shy;schiedli&shy;chem Maße die folgen&shy;den Merkma&shy;le auf, die sie Schrift ähnlich machen: Die Zeichen sind diskret (⊳ [[Syntaktische Dichte|Syntak&shy;tische Dichte]]); zwischen den Zeichen und Zeichen&shy;ele&shy;menten sind evtl. Abstän&shy;de zu erken&shy;nen; es besteht ein mehr oder weni&shy;ger deutli&shy;cher Unter&shy;schied zwischen Text und Orna&shy;mentie&shy;rung; die Zeichen sind mehr oder weni&shy;ger gleich groß; sie sind mehr oder weni&shy;ger einfach; Instan&shy;tiierun&shy;gen dessel&shy;ben Zeichens sind einan&shy;der unge&shy;fähr ähnlich; es gibt unter&shy;schiedli&shy;che Zeichen; und man kann eine linea&shy;re Anord&shy;nung erken&shy;nen – sie weisen also insge&shy;samt in der Forma&shy;tierung [[Ähnlichkeit|Ähnlich&shy;keit]] mit Schriften auf.
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Elkins’ Einteilung macht deutlich, wie reichhal&shy;tig der Phäno&shy;menbe&shy;reich ist, der hier zu betrach&shy;ten ist. »Pseudo&shy;schrift« im genann&shy;ten Sinn ist eine Sammel&shy;kate&shy;gorie, die sehr unter&shy;schiedli&shy;che Phäno&shy;mene  umfaßt.  Schon was mit ‘schrift&shy;ähnlich’ gemeint ist, müßte man spezi&shy;fizie&shy;ren. Die sorgfäl&shy;tige Herstel&shy;lung  von Markie&shy;rungen, die einem bestimm&shy;ten Schrift&shy;system nachge&shy;bildet sind, in diesem aber nicht exis&shy;tieren (wie z.B. Arbei&shy;ten Xu Bings) unter&shy;scheidet sich deutlich von solchen Markie&shy;rungen, die ledig&shy;lich diskre&shy;te Ele&shy;mente und mehr oder weni&shy;ger line&shy;are Anord&shy;nung aufwei&shy;sen, ohne den Anschein der Repro&shy;duzier&shy;barkeit oder einer bestimm&shy;ten Schrift zu er&shy;wecken (wie z.B. manche Arbei&shy;ten von Henri Michaux). Der Über&shy;gang zu Formen, die keine diskre&shy;ten Ele&shy;mente aufwei&shy;sen (evtl. noch Schreib&shy;schriften ähneln) oder keine line&shy;are Anord&shy;nung mehr sugge&shy;rieren, ist fließend. Alle diese Phäno&shy;mene findet man gele&shy;gentlich auch als ‘ase&shy;mische Schriften’ (‘asemic writing’) bezeich&shy;net.
  
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==Schriftähnlich&shy;keit==
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Vor ganz anderen Problemen steht man, wenn für ein System – wie bei “Kandi&shy;daten” für nicht entzif&shy;ferte Schrift&shy;syste&shy;me – fraglich ist, ob es sich um eine Schrift oder nur um ''schrift&shy;ähnli&shy;che'' Markie&shy;rungen handelt. Zwar kann man mit statis&shy;tischen Mitteln Hinwei&shy;se dafür gewin&shy;nen, dass ein System vermut&shy;lich keine Schrift ist (vgl. <bib id='Sproat 2010a'>Sproat 2010a</bib>: S. 1). Umge&shy;kehrt läßt sich festhal&shy;ten: „Whether an unknown system is writing or not is a diffi&shy;cult question to answer. It can only be answered defini&shy;tively in the affir&shy;mative if one can develop a veri&shy;fiable deci&shy;pherment into some lan&shy;guage or lan&shy;guages.” (<bib id='Sproat 2010a'>Sproat 2010a</bib>: S.1). ‘Schrift&shy;ähnlich’ hieße in diesem Zusam&shy;menhang z.B., dass die Häufig&shy;keit der jewei&shy;ligen Zeichen bestimm&shy;te statis&shy;tische Eigen&shy;schaften aufwei&shy;sen, die mit denen bekann&shy;ter Schriften über&shy;einstim&shy;men. 
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In noch einem anderen Sinne ''schrift&shy;ähnlich'' sind die konstru&shy;ierten Schriften, mit denen konstru&shy;ierte Sprachen oder ''Conlangs'' (‘con&shy;structed lan&shy;guages’) geschrie&shy;ben werden, wie etwa Klingo&shy;nisch, das nach einem alpha&shy;beti&shy;schen Prinzip mit konstru&shy;ierten Schrift&shy;zeichen geschrie&shy;ben wird.<ref> Vgl. et&shy;wa [http://conlang.org/ Lan&shy;guage Cre&shy;ation So&shy;ci&shy;ety].</ref>
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Die von Elkins ebenfalls zu den Pseudo&shy;schriften gezähl&shy;ten ''Einzel&shy;markie&shy;rungen'', die mehr oder weni&shy;ger festge&shy;legte Refe&shy;renzen haben, aber eben keine voll&shy;ständi&shy;ge Sprache bilden, werden im Arti&shy;kel [[Bilderschrift und Piktogramm|Bilder&shy;schrift und Pikto&shy;gramm]] behan&shy;delt. 
  
  
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Neben »Pseudowriting« führt Elkins eine ganze Reihe weite&shy;rer Kate&shy;gorien ein (<bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S. 90f.): »allo&shy;graphy«&#8203; (die typo&shy;graphi&shy;sche oder kalli&shy;graphi&shy;sche Dimen&shy;sion an Schriften; ⊳ [[Kalligraphie|Kalli&shy;graphie]]), »sema&shy;sio&shy;graphy«&#8203; (Schriften, die zumin&shy;dest z.T. über den Bild&shy;charak&shy;ter ihrer Zeichen funkti&shy;onieren), »sub&shy;graphemic signs«&#8203; (Darstel&shy;lungen, die diskre&shy;te Ele&shy;mente be&shy;inhal&shy;ten, aber ohne klare line&shy;are Anord&shy;nung), »hypo&shy;graphemic images«&#8203; (Darstel&shy;lungen weitge&shy;hend ohne diskre&shy;te Ele&shy;mente), »[[emblem]]s«&#8203; ([[Sprach-Bild-Bezüge|Text-&#8203;Bild-&#8203;Kombi&shy;natio&shy;nen]]) und »Schema&shy;ta«&#8203; (Text-Bild-Kombi&shy;natio&shy;nen, die auf geome&shy;trischen Darstel&shy;lungen beru&shy;hen wie Kurven, Tabel&shy;len etc.). Er erhebt nicht den Anspruch, eine defi&shy;niti&shy;ve Taxo&shy;nomie vorzu&shy;legen, sondern ledig&shy;lich eine mögli&shy;che Eintei&shy;lung, die diesen weiten Bereich von Darstel&shy;lungsfor&shy;men erst einmal handhab&shy;bar macht. Die Kate&shy;gorien sind auch nicht trenn&shy;scharf; insbe&shy;sonde&shy;re unter&shy;scheidet, wie er hervor&shy;hebt (<bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S. 160ff.), »Pseudo&shy;writing«&#8203; und »Sub&shy;graphemics«&#8203; nur die Annah&shy;me des ''Rezi&shy;pienten'', dass bestimm&shy;te Markie&shy;rungen eine bestimm&shy;te line&shy;are Folge aufwei&shy;sen.
  
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2019, 13:52 Uhr

Unterpunkt zu: Schriftbildlichkeit


Pseudoschriften zwischen Bild, Diagramm und Schrift

In «The Domain of Images» versucht J. Elkins inner­halb des von der Begriffs­trias »Bild« – »Diagramm« – »Schrift« abge­steckten Bereichs weite­re Unter­scheidun­gen zu treffen.[1] In diesem Zusam­menhang führt er u.a. den Begriff »Pseudo­schrift« (‘Pseudo­writing’) ein (vgl. [Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. London: Cornell University Press.

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: Kap. 9).


Pseudoschrift bei Elkins

Der Ausdruck ‘Pseudoschrift’ ist kein fest­stehen­der Termi­nus in der Bild­wissen­schaft oder in der Schrift­theorie. Elkins verwen­det die Bezeich­nung ‘Pseudo­writing’ für schriftar­tige Darstel­lungen, die aber entwe­der keine voll­ständi­gen Schriften sind (in dem Sinne, dass sie nicht dazu verwen­det werden können, um natür­liche Sprachen vollstän­dig zu schreiben) oder keine (oder zumin­dest keine konven­tionell festge­legt oder bekann­te) Refe­renz haben. Gemeint sind Namens­markie­rungen von Handwer­kern, magi­sche Zeichen, mnemo­nische Zeichen, histo­rische Vorfor­men von Schriften, schrift­arti­ge Markie­rungen in der Kunst etc.

Pseudoschriften weisen laut Elkins [Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. London: Cornell University Press.

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: S. 146) in unter­schiedli­chem Maße die folgen­den Merkma­le auf, die sie Schrift ähnlich machen: Die Zeichen sind diskret (⊳ Syntak­tische Dichte); zwischen den Zeichen und Zeichen­ele­menten sind evtl. Abstän­de zu erken­nen; es besteht ein mehr oder weni­ger deutli­cher Unter­schied zwischen Text und Orna­mentie­rung; die Zeichen sind mehr oder weni­ger gleich groß; sie sind mehr oder weni­ger einfach; Instan­tiierun­gen dessel­ben Zeichens sind einan­der unge­fähr ähnlich; es gibt unter­schiedli­che Zeichen; und man kann eine linea­re Anord­nung erken­nen – sie weisen also insge­samt in der Forma­tierung Ähnlich­keit mit Schriften auf.

Elkins’ Einteilung macht deutlich, wie reichhal­tig der Phäno­menbe­reich ist, der hier zu betrach­ten ist. »Pseudo­schrift« im genann­ten Sinn ist eine Sammel­kate­gorie, die sehr unter­schiedli­che Phäno­mene umfaßt. Schon was mit ‘schrift­ähnlich’ gemeint ist, müßte man spezi­fizie­ren. Die sorgfäl­tige Herstel­lung von Markie­rungen, die einem bestimm­ten Schrift­system nachge­bildet sind, in diesem aber nicht exis­tieren (wie z.B. Arbei­ten Xu Bings) unter­scheidet sich deutlich von solchen Markie­rungen, die ledig­lich diskre­te Ele­mente und mehr oder weni­ger line­are Anord­nung aufwei­sen, ohne den Anschein der Repro­duzier­barkeit oder einer bestimm­ten Schrift zu er­wecken (wie z.B. manche Arbei­ten von Henri Michaux). Der Über­gang zu Formen, die keine diskre­ten Ele­mente aufwei­sen (evtl. noch Schreib­schriften ähneln) oder keine line­are Anord­nung mehr sugge­rieren, ist fließend. Alle diese Phäno­mene findet man gele­gentlich auch als ‘ase­mische Schriften’ (‘asemic writing’) bezeich­net.


Schriftähnlich­keit

Vor ganz anderen Problemen steht man, wenn für ein System – wie bei “Kandi­daten” für nicht entzif­ferte Schrift­syste­me – fraglich ist, ob es sich um eine Schrift oder nur um schrift­ähnli­che Markie­rungen handelt. Zwar kann man mit statis­tischen Mitteln Hinwei­se dafür gewin­nen, dass ein System vermut­lich keine Schrift ist (vgl. [Sproat 2010a]Sproat, Richard (2010).
Ancient symbols, computational linguistics, and the reviewing practices of the general science journals..

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: S. 1). Umge­kehrt läßt sich festhal­ten: „Whether an unknown system is writing or not is a diffi­cult question to answer. It can only be answered defini­tively in the affir­mative if one can develop a veri­fiable deci­pherment into some lan­guage or lan­guages.” ([Sproat 2010a]Sproat, Richard (2010).
Ancient symbols, computational linguistics, and the reviewing practices of the general science journals..

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: S.1). ‘Schrift­ähnlich’ hieße in diesem Zusam­menhang z.B., dass die Häufig­keit der jewei­ligen Zeichen bestimm­te statis­tische Eigen­schaften aufwei­sen, die mit denen bekann­ter Schriften über­einstim­men.

In noch einem anderen Sinne schrift­ähnlich sind die konstru­ierten Schriften, mit denen konstru­ierte Sprachen oder Conlangs (‘con­structed lan­guages’) geschrie­ben werden, wie etwa Klingo­nisch, das nach einem alpha­beti­schen Prinzip mit konstru­ierten Schrift­zeichen geschrie­ben wird.[2]

Die von Elkins ebenfalls zu den Pseudo­schriften gezähl­ten Einzel­markie­rungen, die mehr oder weni­ger festge­legte Refe­renzen haben, aber eben keine voll­ständi­ge Sprache bilden, werden im Arti­kel Bilder­schrift und Pikto­gramm behan­delt.


Auswirkungen auf andere Begrif­fe

Neben »Pseudowriting« führt Elkins eine ganze Reihe weite­rer Kate­gorien ein ([Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. London: Cornell University Press.

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: S. 90f.): »allo­graphy«​ (die typo­graphi­sche oder kalli­graphi­sche Dimen­sion an Schriften; ⊳ Kalli­graphie), »sema­sio­graphy«​ (Schriften, die zumin­dest z.T. über den Bild­charak­ter ihrer Zeichen funkti­onieren), »sub­graphemic signs«​ (Darstel­lungen, die diskre­te Ele­mente be­inhal­ten, aber ohne klare line­are Anord­nung), »hypo­graphemic images«​ (Darstel­lungen weitge­hend ohne diskre­te Ele­mente), »emblems«​ (Text-​Bild-​Kombi­natio­nen) und »Schema­ta«​ (Text-Bild-Kombi­natio­nen, die auf geome­trischen Darstel­lungen beru­hen wie Kurven, Tabel­len etc.). Er erhebt nicht den Anspruch, eine defi­niti­ve Taxo­nomie vorzu­legen, sondern ledig­lich eine mögli­che Eintei­lung, die diesen weiten Bereich von Darstel­lungsfor­men erst einmal handhab­bar macht. Die Kate­gorien sind auch nicht trenn­scharf; insbe­sonde­re unter­scheidet, wie er hervor­hebt ([Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. London: Cornell University Press.

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: S. 160ff.), »Pseudo­writing«​ und »Sub­graphemics«​ nur die Annah­me des Rezi­pienten, dass bestimm­te Markie­rungen eine bestimm­te line­are Folge aufwei­sen.
Anmerkungen
  1. El­kins selbst [El­kins 1999a]Elkins, James (1999).
    The Domain of Images. London: Cornell University Press.

      Eintrag in Sammlung zeigen
    : S. 85ff.) spricht von „writ­ing“, „pic­ture“ und „no­ta­tion“ als den drei Po­len, „no­ta­tion“ ist hier aber eher im Sin­ne ei­nes weit ge­faß­ten Dia­gramm­be­griffs ge­braucht.
  2. Vgl. et­wa Lan­guage Cre­ation So­ci­ety.
Literatur                             [Sammlung]

[El­kins 1999a]: Elkins, James (1999). The Domain of Images. London: Cornell University Press.

[Sproat 2010a]: Sproat, Richard (2010). Ancient symbols, computational linguistics, and the reviewing practices of the general science journals.
http://www.cslu.ogi.edu/~sproatr/newindex/lastwords.pdf, besucht am 30.9.2011..


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [18] und Elisabeth Birk [8] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Birk 2013g-b]Literaturangabe fehlt.
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- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
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[Birk 2013g-b]:
Literaturangabe fehlt.
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