Pseudoschriften: Unterschied zwischen den Versionen

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
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==Pseudoschriften zwischen Bild, Diagramm und Schrift==
  
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In «The Domain of Images» versucht J. Elkins inner&shy;halb des von der Begriffs&shy;trias »Bild« – »[[Diagramm]]« – »Schrift« abge&shy;steckten Bereichs weite&shy;re Unter&shy;scheidun&shy;gen zu treffen.<ref>El&shy;kins selbst <bib id='Elkins 1999a'>El&shy;kins 1999a</bib>: S. 85ff.) spricht von „writ&shy;ing“, „pic&shy;ture“ und „no&shy;ta&shy;tion“ als den drei Po&shy;len, „no&shy;ta&shy;tion“ ist hier aber eher im Sin&shy;ne ei&shy;nes weit ge&shy;faß&shy;ten Dia&shy;gramm&shy;be&shy;griffs ge&shy;braucht.</ref> In diesem Zusam&shy;menhang führt er u.a. den Begriff »Pseudo&shy;schrift« (‘Pseudo&shy;writing’) ein (vgl. <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: Kap. 9).
=====Darstellung des gr. Zusammenhangs=====
 
  
In „The Domain of Images“ versucht J. Elkins innerhalb des von der Begriffstrias Bild – Diagramm – Schrift <ref> Elkins selbst <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S. 85ff.) spricht von „writing“, „picture“ und „notation“ als den drei Polen, „notation“ ist hier aber eher im Sinne eines weit gefaßten Diagrammbegriffs gebraucht.</ref> abgesteckten Bereichs weitere Unterscheidungen zu treffen. In diesem Zusammenhang führt er u.a. den Begriff „Pseudoschrift“ („Pseudowriting“) (vgl. <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: Kap. 9).
 
  
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==Pseudoschrift bei Elkins==
<!--Anmerkung zwischen <ref> und </ref> im laufenden Text-->
 
<!--Literaturverweise im laufenden Text <bib id='Jonas 61a'>Jonas 1961</bib> -->
 
<!--  ... id im Literaturverzeichnis nachsehen, gegebenenfalls neu einfügen -->
 
<!--  ... (siehe Link "Sammlung" in Bibliographie-Box -->
 
<!-- Bilder als thumbs einsetzen, Muster: [[Datei:Beispiel.png|thumb|Bildtitel]] -->
 
  
=====Engere Begriffsbestimmung=====
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Der Ausdruck ‘Pseudoschrift’ ist kein fest&shy;stehen&shy;der Termi&shy;nus in der Bild&shy;wissen&shy;schaft oder in der Schrift&shy;theorie. Elkins verwen&shy;det die Bezeich&shy;nung ‘Pseudo&shy;writing’ für schriftar&shy;tige Darstel&shy;lungen, die aber entwe&shy;der keine voll&shy;ständi&shy;gen Schriften sind (in dem Sinne, dass sie nicht dazu verwen&shy;det werden können, um natür&shy;liche Sprachen vollstän&shy;dig zu schreiben) oder keine (oder zumin&shy;dest keine konven&shy;tionell festge&shy;legt oder bekann&shy;te) [[Bedeutung und Referenz|Refe&shy;renz]] haben. Gemeint sind Namens&shy;markie&shy;rungen von Handwer&shy;kern, magi&shy;sche [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem|Zeichen]], mnemo&shy;nische Zeichen, histo&shy;rische Vorfor&shy;men von Schriften, schrift&shy;arti&shy;ge Markie&shy;rungen in der Kunst etc.
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Pseudoschriften weisen laut Elkins <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S. 146) in unter&shy;schiedli&shy;chem Maße die folgen&shy;den Merkma&shy;le auf, die sie Schrift ähnlich machen: Die Zeichen sind diskret (⊳ [[Syntaktische Dichte|Syntak&shy;tische Dichte]]); zwischen den Zeichen und Zeichen&shy;ele&shy;menten sind evtl. Abstän&shy;de zu erken&shy;nen; es besteht ein mehr oder weni&shy;ger deutli&shy;cher Unter&shy;schied zwischen Text und Orna&shy;mentie&shy;rung; die Zeichen sind mehr oder weni&shy;ger gleich groß; sie sind mehr oder weni&shy;ger einfach; Instan&shy;tiierun&shy;gen dessel&shy;ben Zeichens sind einan&shy;der unge&shy;fähr ähnlich; es gibt unter&shy;schiedli&shy;che Zeichen; und man kann eine linea&shy;re Anord&shy;nung erken&shy;nen – sie weisen also insge&shy;samt in der Forma&shy;tierung [[Ähnlichkeit|Ähnlich&shy;keit]] mit Schriften auf.
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Elkins’ Einteilung macht deutlich, wie reichhal&shy;tig der Phäno&shy;menbe&shy;reich ist, der hier zu betrach&shy;ten ist. »Pseudo&shy;schrift« im genann&shy;ten Sinn ist eine Sammel&shy;kate&shy;gorie, die sehr unter&shy;schiedli&shy;che Phäno&shy;mene  umfaßt.  Schon was mit ‘schrift&shy;ähnlich’ gemeint ist, müßte man spezi&shy;fizie&shy;ren. Die sorgfäl&shy;tige Herstel&shy;lung  von Markie&shy;rungen, die einem bestimm&shy;ten Schrift&shy;system nachge&shy;bildet sind, in diesem aber nicht exis&shy;tieren (wie z.B. Arbei&shy;ten Xu Bings) unter&shy;scheidet sich deutlich von solchen Markie&shy;rungen, die ledig&shy;lich diskre&shy;te Ele&shy;mente und mehr oder weni&shy;ger line&shy;are Anord&shy;nung aufwei&shy;sen, ohne den Anschein der Repro&shy;duzier&shy;barkeit oder einer bestimm&shy;ten Schrift zu er&shy;wecken (wie z.B. manche Arbei&shy;ten von Henri Michaux). Der Über&shy;gang zu Formen, die keine diskre&shy;ten Ele&shy;mente aufwei&shy;sen (evtl. noch Schreib&shy;schriften ähneln) oder keine line&shy;are Anord&shy;nung mehr sugge&shy;rieren, ist fließend. Alle diese Phäno&shy;mene findet man gele&shy;gentlich auch als ‘ase&shy;mische Schriften’ (‘asemic writing’) bezeich&shy;net.
  
Der Begriff „Pseudoschrift“ ist kein feststehender Terminus in der Bildwissenschaft oder in der Schrifttheorie. Elkins verwendet die Bezeichnung „Pseudowriting“, für schriftartige Darstellungen, die aber entweder keine vollständigen Schriften sind (in dem Sinne, daß sie nicht dazu verwendet werden können, um natürliche Sprachen vollständig zu schreiben) oder keine (oder zumindest keine konventionell festgelegt oder bekannte) Referenz haben. Gemeint sind Namensmarkierungen von Handwerkern, magische Zeichen, mnemonische Zeichen, historische Vorformen von Schriften, schriftartige Markierungen in der Kunst etc.
 
Pseudoschriften weisen laut Elkins <bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S.146) in unterschiedlichem Maße die folgenden Merkmale auf, die sie Schrift ähnlich machen: Die Zeichen sind diskret; zwischen den Zeichen und Zeichenelementen sind evtl. Abstände zu erkennen; es besteht ein mehr oder weniger deutlicher Unterschied zwischen Text und Ornamentierung; die Zeichen sind mehr oder weniger gleich groß; sie sind mehr oder weniger einfach; Instantiierungen desselben Zeichens sind einander ungefähr ähnlich; es gibt unterschiedliche Zeichen; und man kann eine lineare Anordnung erkennen – sie weisen also insgesamt in der Formatierung Ähnlichkeit mit Schriften auf.
 
  
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==Schriftähnlich&shy;keit==
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Vor ganz anderen Problemen steht man, wenn für ein System – wie bei “Kandi&shy;daten” für nicht entzif&shy;ferte Schrift&shy;syste&shy;me – fraglich ist, ob es sich um eine Schrift oder nur um ''schrift&shy;ähnli&shy;che'' Markie&shy;rungen handelt. Zwar kann man mit statis&shy;tischen Mitteln Hinwei&shy;se dafür gewin&shy;nen, dass ein System vermut&shy;lich keine Schrift ist (vgl. <bib id='Sproat 2010a'>Sproat 2010a</bib>: S. 1). Umge&shy;kehrt läßt sich festhal&shy;ten: „Whether an unknown system is writing or not is a diffi&shy;cult question to answer. It can only be answered defini&shy;tively in the affir&shy;mative if one can develop a veri&shy;fiable deci&shy;pherment into some lan&shy;guage or lan&shy;guages.” (<bib id='Sproat 2010a'>Sproat 2010a</bib>: S.1). ‘Schrift&shy;ähnlich’ hieße in diesem Zusam&shy;menhang z.B., dass die Häufig&shy;keit der jewei&shy;ligen Zeichen bestimm&shy;te statis&shy;tische Eigen&shy;schaften aufwei&shy;sen, die mit denen bekann&shy;ter Schriften über&shy;einstim&shy;men. 
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In noch einem anderen Sinne ''schrift&shy;ähnlich'' sind die konstru&shy;ierten Schriften, mit denen konstru&shy;ierte Sprachen oder ''Conlangs'' (‘con&shy;structed lan&shy;guages’) geschrie&shy;ben werden, wie etwa Klingo&shy;nisch, das nach einem alpha&shy;beti&shy;schen Prinzip mit konstru&shy;ierten Schrift&shy;zeichen geschrie&shy;ben wird.<ref> Vgl. et&shy;wa [http://conlang.org/ Lan&shy;guage Cre&shy;ation So&shy;ci&shy;ety].</ref>
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Die von Elkins ebenfalls zu den Pseudo&shy;schriften gezähl&shy;ten ''Einzel&shy;markie&shy;rungen'', die mehr oder weni&shy;ger festge&shy;legte Refe&shy;renzen haben, aber eben keine voll&shy;ständi&shy;ge Sprache bilden, werden im Arti&shy;kel [[Bilderschrift und Piktogramm|Bilder&shy;schrift und Pikto&shy;gramm]] behan&shy;delt. 
  
  
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==Auswirkungen auf andere Begrif&shy;fe==
  
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Neben »Pseudowriting« führt Elkins eine ganze Reihe weite&shy;rer Kate&shy;gorien ein (<bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S. 90f.): »allo&shy;graphy«&#8203; (die typo&shy;graphi&shy;sche oder kalli&shy;graphi&shy;sche Dimen&shy;sion an Schriften; ⊳ [[Kalligraphie|Kalli&shy;graphie]]), »sema&shy;sio&shy;graphy«&#8203; (Schriften, die zumin&shy;dest z.T. über den Bild&shy;charak&shy;ter ihrer Zeichen funkti&shy;onieren), »sub&shy;graphemic signs«&#8203; (Darstel&shy;lungen, die diskre&shy;te Ele&shy;mente be&shy;inhal&shy;ten, aber ohne klare line&shy;are Anord&shy;nung), »hypo&shy;graphemic images«&#8203; (Darstel&shy;lungen weitge&shy;hend ohne diskre&shy;te Ele&shy;mente), »[[emblem]]s«&#8203; ([[Sprach-Bild-Bezüge|Text-&#8203;Bild-&#8203;Kombi&shy;natio&shy;nen]]) und »Schema&shy;ta«&#8203; (Text-Bild-Kombi&shy;natio&shy;nen, die auf geome&shy;trischen Darstel&shy;lungen beru&shy;hen wie Kurven, Tabel&shy;len etc.). Er erhebt nicht den Anspruch, eine defi&shy;niti&shy;ve Taxo&shy;nomie vorzu&shy;legen, sondern ledig&shy;lich eine mögli&shy;che Eintei&shy;lung, die diesen weiten Bereich von Darstel&shy;lungsfor&shy;men erst einmal handhab&shy;bar macht. Die Kate&shy;gorien sind auch nicht trenn&shy;scharf; insbe&shy;sonde&shy;re unter&shy;scheidet, wie er hervor&shy;hebt (<bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S. 160ff.), »Pseudo&shy;writing«&#8203; und »Sub&shy;graphemics«&#8203; nur die Annah&shy;me des ''Rezi&shy;pienten'', dass bestimm&shy;te Markie&shy;rungen eine bestimm&shy;te line&shy;are Folge aufwei&shy;sen.
 
 
Elkins‘ Einteilung macht deutlich, wie reichhaltig der Phänomenbereich ist, der hier zu betrachten ist. „Pseudoschrift“ im genannten Sinn ist eine Sammelkategorie, die sehr unterschiedliche Phänomene  umfaßt.  Schon was mit „schriftähnlich“ gemeint ist, müßte man spezifizieren. Die sorgfältige Herstellung  von Markierungen, die einem bestimmten Schriftsystem nachgebildet sind, diesem aber nicht existieren (wie z.B. Arbeiten Xu Bings) unterscheidet sich deutlich von solchen Markierungen, die lediglich diskrete Elemente und mehr oder weniger lineare Anordnung aufweisen, ohne den Anschein der Reproduzierbarkeit oder einer bestimmten Schrift zu erwecken (wie z.B. manche Arbeiten von Henri Michaux). Der Übergang zu Formen, die keine diskreten Elemente aufweisen (evtl. noch Schreibschriften ähneln) oder keine lineare Anordnung mehr suggerieren, ist fließend. Alle diese Phänomene findet man gelegentich auch als „asemische Schriften“ („asemic writing“) bezeichnet.
 
Vor ganz anderen Problemen steht man, wenn für ein System fraglich ist, ob es sich um eine Schrift oder nur um schriftähnliche Markierungen handelt, wie bei „Kandidaten“ für nicht entzifferte Schriftsysteme. Zwar kann man mit statistischen Mitteln Hinweise dafür gewinnen, daß ein System vermutlich keine Schrift ist (vgl. <bib id='Sproat 2010a'>Sproat 2010a</bib>: S.1). Umgekehrt läßt sich festhalten: „Whether an unknown system is writing or not is a difficult question to answer.  It can only be answered definitively in the affirmative if one can develop a verifiable decipherment into some language or languages.” (<bib id='Sproat 2010a'>Sproat 2010a</bib>: S.1) „Schriftähnlich“ hieße in diesem Zusammenhang z.B., daß die Häufigkeit der jeweiligen Zeichen bestimmte statistische Eigenschaften aufweisen, die mit denen bekannter Schriften übereinstimmen. 
 
In noch einem anderen Sinne „schriftähnlich” sind die konstruierten Schriften, mit denen konstruierte Sprachen oder „Conlangs“ geschrieben werden, wie etwa Klingonisch, das nach einem alphabetischen Prinzip mit konstruierten Schriftzeichen geschrieben wird.
 
Die von Elkins ebenfalls zu den Pseudoschriften gezählten Einzelmarkierungen, die mehr oder weniger festgelegte Referenzen haben, aber eben keine vollständige Sprache, werden im Artikel Piktogramme [http://www.bildwissenschaft.org/netzwerk/glossar/index.php/Bilderschrift_und_Piktogramm] behandelt. 
 
 
 
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=====Auswirkungen auf andere Begriffe=====
 
 
 
Neben „Pseudowriting“ führt Elkins eine ganze Reihe weiterer Kategorien ein: „Allography“ (die typographischer oder kalligraphische Dimension an Schriften), „Semasiography“ (Schriften, die zumindest z.T. über den Bildcharakter ihrer Zeichen funktionieren), „Subgraphemic signs“ (Darstellungen, die diskrete Elemente beinhalten, aber ohne klare lineare Anordnung), „Hypographemic images“ (Darstellungen weitgehend ohne diskrete Elemente), „Emblems“ (Text-Bild-Kombinationen) und „Schemata“ (Text-Bild-Kombinationen, die auf geometrischen Darstellungen beruhen wie Kurven, Tabellen etc.) (<bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S.90f.). Er erhebt nicht den Anspruch eine definitive Taxonomie vorzulegen, sondern lediglich eine mögliche Einteilung, die diesen weiten Bereich von Darstellungsformen erst einmal handhabbar macht. Die Kategorien sind auch nicht trennscharf, insbesondere trennt, wie er hervorhebt (<bib id='Elkins 1999a'>Elkins 1999a</bib>: S.160ff.), „Pseudowriting“ und „Subgraphemics“ nur die Annahme des Rezipienten, daß bestimmte Markierungen eine bestimmte lineare Folge aufweisen.
 
 
 
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* [[Emblem]]
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* [[Kalligraphie]]
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* [[Notation]]
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* [[Syntaktische Dichte]]
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* [[Zeichen, Zeichenträger, Zeichensystem]]
 
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2019, 13:52 Uhr

Unterpunkt zu: Schriftbildlichkeit


Pseudoschriften zwischen Bild, Diagramm und Schrift

In «The Domain of Images» versucht J. Elkins inner­halb des von der Begriffs­trias »Bild« – »Diagramm« – »Schrift« abge­steckten Bereichs weite­re Unter­scheidun­gen zu treffen.[1] In diesem Zusam­menhang führt er u.a. den Begriff »Pseudo­schrift« (‘Pseudo­writing’) ein (vgl. [Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. Ithaca, London: Cornell University Press.

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: Kap. 9).


Pseudoschrift bei Elkins

Der Ausdruck ‘Pseudoschrift’ ist kein fest­stehen­der Termi­nus in der Bild­wissen­schaft oder in der Schrift­theorie. Elkins verwen­det die Bezeich­nung ‘Pseudo­writing’ für schriftar­tige Darstel­lungen, die aber entwe­der keine voll­ständi­gen Schriften sind (in dem Sinne, dass sie nicht dazu verwen­det werden können, um natür­liche Sprachen vollstän­dig zu schreiben) oder keine (oder zumin­dest keine konven­tionell festge­legt oder bekann­te) Refe­renz haben. Gemeint sind Namens­markie­rungen von Handwer­kern, magi­sche Zeichen, mnemo­nische Zeichen, histo­rische Vorfor­men von Schriften, schrift­arti­ge Markie­rungen in der Kunst etc.

Pseudoschriften weisen laut Elkins [Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. Ithaca, London: Cornell University Press.

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: S. 146) in unter­schiedli­chem Maße die folgen­den Merkma­le auf, die sie Schrift ähnlich machen: Die Zeichen sind diskret (⊳ Syntak­tische Dichte); zwischen den Zeichen und Zeichen­ele­menten sind evtl. Abstän­de zu erken­nen; es besteht ein mehr oder weni­ger deutli­cher Unter­schied zwischen Text und Orna­mentie­rung; die Zeichen sind mehr oder weni­ger gleich groß; sie sind mehr oder weni­ger einfach; Instan­tiierun­gen dessel­ben Zeichens sind einan­der unge­fähr ähnlich; es gibt unter­schiedli­che Zeichen; und man kann eine linea­re Anord­nung erken­nen – sie weisen also insge­samt in der Forma­tierung Ähnlich­keit mit Schriften auf.

Elkins’ Einteilung macht deutlich, wie reichhal­tig der Phäno­menbe­reich ist, der hier zu betrach­ten ist. »Pseudo­schrift« im genann­ten Sinn ist eine Sammel­kate­gorie, die sehr unter­schiedli­che Phäno­mene umfaßt. Schon was mit ‘schrift­ähnlich’ gemeint ist, müßte man spezi­fizie­ren. Die sorgfäl­tige Herstel­lung von Markie­rungen, die einem bestimm­ten Schrift­system nachge­bildet sind, in diesem aber nicht exis­tieren (wie z.B. Arbei­ten Xu Bings) unter­scheidet sich deutlich von solchen Markie­rungen, die ledig­lich diskre­te Ele­mente und mehr oder weni­ger line­are Anord­nung aufwei­sen, ohne den Anschein der Repro­duzier­barkeit oder einer bestimm­ten Schrift zu er­wecken (wie z.B. manche Arbei­ten von Henri Michaux). Der Über­gang zu Formen, die keine diskre­ten Ele­mente aufwei­sen (evtl. noch Schreib­schriften ähneln) oder keine line­are Anord­nung mehr sugge­rieren, ist fließend. Alle diese Phäno­mene findet man gele­gentlich auch als ‘ase­mische Schriften’ (‘asemic writing’) bezeich­net.


Schriftähnlich­keit

Vor ganz anderen Problemen steht man, wenn für ein System – wie bei “Kandi­daten” für nicht entzif­ferte Schrift­syste­me – fraglich ist, ob es sich um eine Schrift oder nur um schrift­ähnli­che Markie­rungen handelt. Zwar kann man mit statis­tischen Mitteln Hinwei­se dafür gewin­nen, dass ein System vermut­lich keine Schrift ist (vgl. [Sproat 2010a]Sproat, Richard (2010).
Ancient symbols, computational linguistics, and the reviewing practices of the general science journals..

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: S. 1). Umge­kehrt läßt sich festhal­ten: „Whether an unknown system is writing or not is a diffi­cult question to answer. It can only be answered defini­tively in the affir­mative if one can develop a veri­fiable deci­pherment into some lan­guage or lan­guages.” ([Sproat 2010a]Sproat, Richard (2010).
Ancient symbols, computational linguistics, and the reviewing practices of the general science journals..

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: S.1). ‘Schrift­ähnlich’ hieße in diesem Zusam­menhang z.B., dass die Häufig­keit der jewei­ligen Zeichen bestimm­te statis­tische Eigen­schaften aufwei­sen, die mit denen bekann­ter Schriften über­einstim­men.

In noch einem anderen Sinne schrift­ähnlich sind die konstru­ierten Schriften, mit denen konstru­ierte Sprachen oder Conlangs (‘con­structed lan­guages’) geschrie­ben werden, wie etwa Klingo­nisch, das nach einem alpha­beti­schen Prinzip mit konstru­ierten Schrift­zeichen geschrie­ben wird.[2]

Die von Elkins ebenfalls zu den Pseudo­schriften gezähl­ten Einzel­markie­rungen, die mehr oder weni­ger festge­legte Refe­renzen haben, aber eben keine voll­ständi­ge Sprache bilden, werden im Arti­kel Bilder­schrift und Pikto­gramm behan­delt.


Auswirkungen auf andere Begrif­fe

Neben »Pseudowriting« führt Elkins eine ganze Reihe weite­rer Kate­gorien ein ([Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. Ithaca, London: Cornell University Press.

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: S. 90f.): »allo­graphy«​ (die typo­graphi­sche oder kalli­graphi­sche Dimen­sion an Schriften; ⊳ Kalli­graphie), »sema­sio­graphy«​ (Schriften, die zumin­dest z.T. über den Bild­charak­ter ihrer Zeichen funkti­onieren), »sub­graphemic signs«​ (Darstel­lungen, die diskre­te Ele­mente be­inhal­ten, aber ohne klare line­are Anord­nung), »hypo­graphemic images«​ (Darstel­lungen weitge­hend ohne diskre­te Ele­mente), »emblems«​ (Text-​Bild-​Kombi­natio­nen) und »Schema­ta«​ (Text-Bild-Kombi­natio­nen, die auf geome­trischen Darstel­lungen beru­hen wie Kurven, Tabel­len etc.). Er erhebt nicht den Anspruch, eine defi­niti­ve Taxo­nomie vorzu­legen, sondern ledig­lich eine mögli­che Eintei­lung, die diesen weiten Bereich von Darstel­lungsfor­men erst einmal handhab­bar macht. Die Kate­gorien sind auch nicht trenn­scharf; insbe­sonde­re unter­scheidet, wie er hervor­hebt ([Elkins 1999a]Elkins, James (1999).
The Domain of Images. Ithaca, London: Cornell University Press.

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: S. 160ff.), »Pseudo­writing«​ und »Sub­graphemics«​ nur die Annah­me des Rezi­pienten, dass bestimm­te Markie­rungen eine bestimm­te line­are Folge aufwei­sen.
Anmerkungen
  1. El­kins selbst [El­kins 1999a]Elkins, James (1999).
    The Domain of Images. Ithaca, London: Cornell University Press.

      Eintrag in Sammlung zeigen
    : S. 85ff.) spricht von „writ­ing“, „pic­ture“ und „no­ta­tion“ als den drei Po­len, „no­ta­tion“ ist hier aber eher im Sin­ne ei­nes weit ge­faß­ten Dia­gramm­be­griffs ge­braucht.
  2. Vgl. et­wa Lan­guage Cre­ation So­ci­ety.
Literatur                             [Sammlung]

[El­kins 1999a]: Elkins, James (1999). The Domain of Images. Ithaca, London: Cornell University Press.

[Sproat 2010a]: Sproat, Richard (2010). Ancient symbols, computational linguistics, and the reviewing practices of the general science journals.
http://www.cslu.ogi.edu/~sproatr/newindex/lastwords.pdf, besucht am 30.9.2011..


Hilfe: Nicht angezeigte Literaturangaben

Ausgabe 1: 2013

Verantwortlich:

Lektorat:

Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [18] und Elisabeth Birk [8] — (Hinweis)

Zitierhinweis:

[Birk 2013g-b]Literaturangabe fehlt.
Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als:
- Buch,
- Artikel in Zeitschrift,
- Beitrag in Sammelband,
- Sammelband,
- andere Publikation,
- Glossarlemma.
[Birk 2013g-b]:
Literaturangabe fehlt.
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