Psychoanalytische Theorien des Bildes

Aus GIB - Glossar der Bildphilosophie
Version vom 1. Dezember 2011, 16:41 Uhr von Markus Rautzenberg (Diskussion | Beiträge) (Darstellung des gr. Zusammenhangs)
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Unterpunkt zu: Bildtheoretische Ansätze


Darstellung des gr. Zusammenhangs

Im Gegensatz zu den Kunstwissenschaften, die über umfangreiche und gut dokumentierte psychoanalytisch orientierte Theorietraditionen verfügen, stellen psychoanalytische Ansätze innerhalb einer allgemeinen Bildtheorie bisher ein Forschungsdesiderat im Spannungsfeld phänomenologischer, feministischer sowie poststrukturalistischer Zugänge dar. Als „psychoanalytisch“ wird eine Bildtheorie zumeist dann charakterisiert, wenn sie sich unter Rückgriff auf klassisch psychoanalytische sowie ideologie- und diskurskritische Theorieansätze mit den Blickverhältnissen und Blickregimen beschäftigt, die sich in Bildern als Symptome eines vorgängigen Weltverhältnisses manifestieren. Dies schließt die soziale Konstitution von Sichtbarkeit und Bildlichkeit ebenso ein, wie das Verhältnis von Wahrnehmung und Affekt im Sinne einer Affektökonomie des Bildlichen. Die für psychoanalytische Ansätze grundlegende Denkfigur lautet: Bilder werden als Manifestationen latenter Sinngehalte oder Welt/Macht/Seinsverhältnisse verstanden (Traumanalogie).

Die Psychoanalyse ist eine Mythographie des Selbst, die das Unbewusste als einen Code bestimmt, der entschlüsselt werden muss, um zum eigentlichen Sinngehalt durchzudringen. Die psychoanalytische Methode ist dabei zutiefst von der hermeneutischen Tradition geprägt, die im zwanzigsten Jahrhundert wiederum durch sie entscheidende Impulse erhalten hat (Ricoeur 1974). Dieser Umstand trug während dieses Zeitabschnitts ebenso zur enormen Wirkung des psychoanalytischen Denkens, als auch zu dessen „Niedergang“ bei. Die Gründe für die verhältnismäßig geringe Visibilität psychoanalytischer Ansätze innerhalb heutiger Bildwissenschaften sind hierin zu suchen, denn als zutiefst hermeneutisch geprägte Methode und Theorie widerspricht die Psychoanalyse – welcher die Tendenz zugeschrieben wird, die Phänomene stets als Symptome eines tiefer liegenden, „eigentlichen“ Sinngehalts zu beschreiben – scheinbar bestimmten medientheoretischen, phänomenologischen und/oder poststrukturalistischer Prämissen bildwissenschaftlicher Theoriebildung zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Einerseits scheint die Psychoanalyse aufgrund ihres notorischen ‚Inhaltismus‘ weitgehend diskreditiert, andererseits erfreuen sich Ansätze vor allem Lacan’scher Provenienz konstanter Popularität. Dieser Umstand spiegelt jene Bandbreite psychoanalytischer Theoriebildung, die bereits bei Freud angelegt ist und die seit dem stetig erweitert wird.


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