Skulptur: Unterschied zwischen den Versionen
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Der Vergleich der Skulptur mit anderen Künsten findet sich im 18. Jahrhundert in Lessings Schrift ''Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie'' (1766) erneut prominent aufgerufen. Lessing fasst unter Malerei “die bildenden Künste überhaupt” (<bib id='Lessing 1994a'></bib>: Vorrede. S. ...) und kontrastiert diese mit der Dichtung. Ziel seiner Ausführungen ist nicht Hierarchiebildung, sondern Differenzierung der gattungseigenen Qualitäten. Anschauungsbeispiel dafür ist die Laokoon-Gruppe, an welcher Lessing die These entwickelt, dass die Skulptur weder Zeitlichkeit noch Handlungen darzustellen vermöge, im Unterschied zu Gegenständen. Zur Darstellung einer Geschichte müsse nach dem Muster der Laokoon-Gruppe ein Moment, der fruchtbare Augenblick, gewählt werden. Wenige Jahre nach Lessing verfasst Herder die Schrift ''Plastik. Einige Wahrnehmungen über Form und Gestalt aus Pygmalions Bildendem Traume'' (1778). Wie schon Bernini führt er als Referenzpunkt der Wahrnehmung von dreidimensionaler Kunst einen blinden Rezipienten an. Er kontrastiert nicht Malerei und Skulptur, sondern die Wahrnehmung mit den Augen (Gesicht) einerseits und die Wahrnehmung durch den Körper (Gefühl) andererseits – “Im Gesicht ist Traum. Im Gefühl ist Wahrheit” (<bib id='Herder 1969a'></bib>: S. 38) – und schafft so gleichsam eine erste ‘Phänomenologie der Skulptur’ (<bib id='Potts 2000a'></bib>: S. 28). | Der Vergleich der Skulptur mit anderen Künsten findet sich im 18. Jahrhundert in Lessings Schrift ''Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie'' (1766) erneut prominent aufgerufen. Lessing fasst unter Malerei “die bildenden Künste überhaupt” (<bib id='Lessing 1994a'></bib>: Vorrede. S. ...) und kontrastiert diese mit der Dichtung. Ziel seiner Ausführungen ist nicht Hierarchiebildung, sondern Differenzierung der gattungseigenen Qualitäten. Anschauungsbeispiel dafür ist die Laokoon-Gruppe, an welcher Lessing die These entwickelt, dass die Skulptur weder Zeitlichkeit noch Handlungen darzustellen vermöge, im Unterschied zu Gegenständen. Zur Darstellung einer Geschichte müsse nach dem Muster der Laokoon-Gruppe ein Moment, der fruchtbare Augenblick, gewählt werden. Wenige Jahre nach Lessing verfasst Herder die Schrift ''Plastik. Einige Wahrnehmungen über Form und Gestalt aus Pygmalions Bildendem Traume'' (1778). Wie schon Bernini führt er als Referenzpunkt der Wahrnehmung von dreidimensionaler Kunst einen blinden Rezipienten an. Er kontrastiert nicht Malerei und Skulptur, sondern die Wahrnehmung mit den Augen (Gesicht) einerseits und die Wahrnehmung durch den Körper (Gefühl) andererseits – “Im Gesicht ist Traum. Im Gefühl ist Wahrheit” (<bib id='Herder 1969a'></bib>: S. 38) – und schafft so gleichsam eine erste ‘Phänomenologie der Skulptur’ (<bib id='Potts 2000a'></bib>: S. 28). | ||
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=====Skulptur und (Betrachter-)Raum===== | =====Skulptur und (Betrachter-)Raum===== |
Version vom 16. September 2013, 18:23 Uhr
Unterpunkt zu: Bildmedien
Einleitung/DefinitionDie Skulptur als Medium gehört neben der Architektur und der Malerei zu den traditionellen Bildkünsten. Im engeren Sinne meint Skulptur “ein durch Aushauen oder als Schnitzerei aus festem Stoff entstandenes dreidimensionales körperhaftes Kunstwerk” ([Dürre 2007a]Literaturangabe fehlt.
Dispositive der SkulpturAls Ursprung der Skulptur gibt Leon Battista Alberti in Das Standbild/De Statua das Entdecken von dreidimensionalen [["natürliche" Bilder|Bildern in der Natur] an, wie zum Beispiel die Ähnlichkeit eines Erdklumpens oder eines Baumstammes mit einem Menschen ([Alberti 2000a]Literaturangabe fehlt. Die Spannung des Verhältnisses von Darstellendem und Dargestelltem im Fall der Skulptur wird in mehrfachem Sinne anhand des Pygmalion-Mythos deutlich. Der zypriotische Bildhauer Pygmalion, prominent in Ovids Metamorphosen eingefangen, erschafft eine Frauenfigur aus Elfenbein, die so lebendig wirkt, dass er sich in sie verliebt und Venus bittet, sie zum Leben zu erwecken. Das Motiv der Verlebendigung einer Skulptur wird innerhalb der Metamorphosen mit dem der Versteinerung verknüpft (Siehe [Stoichita 2008a]Literaturangabe fehlt. ParagoneDie Realpräsenz der Skulptur wird auch im Paragone von Malerei und Skulptur als Argument angeführt. Der Paragone entwickelte sich in der italienischen Renaissance als Folge der Etablierung der vormals als Handwerk geltenden Künste Malerei und Skulptur als artes liberales. Erste Argumente im Rahmen dieses Wettstreits prägt Alberti, der die Malerei als Lehrerin aller Künste bezeichnet und so die Skulptur herabsetzt ([Alberti 2000a]Literaturangabe fehlt. Der Vergleich der Skulptur mit anderen Künsten findet sich im 18. Jahrhundert in Lessings Schrift Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie (1766) erneut prominent aufgerufen. Lessing fasst unter Malerei “die bildenden Künste überhaupt” ([Lessing 1994a]Literaturangabe fehlt. Skulptur und (Betrachter-)RaumDas Verhältnis von Skulptur und Raum wird in Theorie und Praxis erst um 1900 reflektiert. In Das Problem der Form in der bildenden Kunst (1893) beschreibt Adolf von Hildebrand die produktions- und rezeptionsästhetische Relevanz dieses Verhältnisses, wobei die Idee des richtigen Betrachtungspunktes im Zentrum steht. Nahezu gleichzeitig wird der Raum in den Werken Auguste Rodins thematisiert. Sein Œuvre wird als Ausgangspunkt der modernen Skulptur betrachtet. Nach Rosalind Krauss hebt die moderne Skulptur die inhärente Logik des Denkmals, seine Standortgebundenheit auf. Diese neu gewonnene Autonomie zeige sich bei Rodin in der Unähnlichkeit zum Dargestellten, dem fragmentarischen und unfertigen Charakter seiner Skulpturen und in der Subvertierung der Vielansichtigkeit durch Kopien.[6] Einen Bruch mit der Tradition bedeutet auch Rodins Verzicht auf hohe Postamente oder Sockel, wofür die Skulpturen-Gruppe Die Bürger von Calais berühmtestes Beispiel ist.[7] Die Reflexion des Sockels zieht sich durch die Kunst des 20. und 21. Jahrhundert (vgl. [Brunner 2009a]Literaturangabe fehlt.
Skulptur im erweiterten FeldDie Problematisierung der Beziehung von Skulptur und Raum begegnet ab den 1960er Jahren erneut in der Land Art, der Minimal Art und der Installationskunst. Die Vielzahl neuer künstlerischer Strategien führt zu einer Ausweitung der genutzten Materialien und auch des Skulpturbegriffs. Neben Alltagsgegenständen wird innerhalb von Body Art und Performance-Kunst auch der Körper der Künstler zur Skulptur, was sich in der auf die Inszenierungen von Gilbert & George gemünzten Bezeichnung “living sculptures” verbal manifestiert. Der Langlebigkeit der traditionellen Materialien Stein, Marmor oder Bronze werden nicht nur die Kurzlebigkeit der Performance, sondern auch das Verwenden flüchtiger Materialien wie Wasser, Luft und Licht entgegengesetzt.[10] Der Herausforderung einer “Skulptur im erweiterten Feld”[11] suchten Theoretiker gestalterisch zu begegnen, so zum Beispiel Donald Judd mit seiner Idee einer dritten Kategorie neben Skulptur und Malerei, dem Objekt (vgl. [Judd 1986a]Literaturangabe fehlt.
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Anmerkungen
[Alberti 2000a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Boehm 1977a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Brunner 2009a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Büttner 2002a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Dobbe 2003a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Dürre 2007a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Gerstein 2007a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Hartog 2009a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Hensel & Wolf 2011a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Herder 1969a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Hessler 2002a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Judd 1986a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Krauss 1990a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Krauss 2000b]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Lessing 1994a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Lippard 1997a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Mai]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Mai 2002a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Otto 2001a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Potts 2000a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Rowell 1986a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Schröter 2006a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Stoichita 2008a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Trier 1992a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Vasari 2006a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Wagner]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [65], Dimitri Liebsch [64] und Klaus Sachs-Hombach [9] — (Hinweis) |