Visuelle und multimodale Metaphern: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | ==Unterschiedliche Perspektiven und Diszi­plinen== | ||
− | + | Es gibt eine Vielzahl von Theorien, die sich aus unter­schiedli­chen Perspek­tiven und auch aus unter­schiedli­chen Diszi­plinen heraus der visu­ellen Meta­pher als einem der [[sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie|sprachli­chen Meta­pher]] verwand­ten Phäno­men anzu­nähern versu­chen. | |
− | + | In der Kunstwis­senschaft lassen sich bereits seit Mitte des 20. Jahrhun­derts Versu­che ausma­chen, die Figur der Meta­pher als Mittel zur Bild­ana­lyse und -inter­preta­tion zu nutzen; oftmals handelt es sich dabei aller­dings nicht um eigen­ständi­ge Theorien, sondern vielmehr um Instru­mente für spezi­fische Kontex­te (<bib id='Gombrich 1978a'></bib>, <bib id='Imdahl 1985a'></bib>, <bib id='Wagner 1999a'></bib>). Hierbei werden oft einzel­ne Theorien zur sprachli­chen Meta­pher heran­gezo­gen, die sich für den jewei­ligen Kontext eignen; Gombrichs «Wertme­taphern in der Bilden­den Kunst» von 1952 stützt sich beispiels­weise auf Aris­tote­les «Poetik» (vgl. <bib id='Gombrich 1978a'></bib>: S. 34-64), <bib id='Hausman 1989a'></bib> auf <bib id='Black 1954a'></bib>, <bib id='Wollheim 1987a'></bib> auf <bib id='Davidson 1978a'>David­son 1978a</bib>). Dennoch werden auch wichti­ge Grundla­gen zur Annä­herung an genuin bildhaf­te Meta­phern ent­wickelt, wie beispiels­weise die Unter­scheidun­gen zwischen​ »Sehen-​als«​ und​ »Sehen-​in«​ (<bib id='Wollheim 1982a'>Woll­heim 1982a</bib>) und die Beto­nung der bildhaf­ten Simul­tane­ität zur Erzeu­gung von Sinn (<bib id='Imdahl 1994a'></bib>, <bib id='Boehm 1994a'></bib>). Auch wenn die Meta­pher als Export­gut aus der Lingu­istik immer wieder in den kunstwis­senschaft­lichen Diskurs rückt, bleibt ihre Stellung in diesem margi­nal und ihr Poten­tial wenig beach­tet (<bib id='Bätschmann 1984a'>Bätsch­mann 1984a</bib>, <bib id='Rimmele 2011a'>Rimme­le 2011a</bib>). | |
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− | + | Seit Goodman werden in der Kunstphi­loso­phie Formen visu­eller Meta­phori­zität disku­tiert. Vor allem die verschie­denen Modi der Reprä­senta­tion-​als bzw. des Sehen-​als stehen im Zentrum vieler Ana­lysen (vgl. <bib id='Goodman 1968a'></bib>, <bib id='Aldrich 1983a'></bib>, <bib id='Danto 1984a'></bib>, <bib id='Majetschak 2005a'>Maje­tschak 2005a</bib>). Oftmals verlie­ren die Begriffs­bestim­mungen aller­dings an Kontur, da die Meta­pher als Argu­ment für die Wesens­bestim­mung der Kunst funktio­nali­siert wird, wie im Falle der Ausdrucks­theorien von Danto und Aldrich. Beson­ders wichtig auf dem Wege zur theore­tischen Erfas­sung der visu­ellen Meta­pher sind Goodmans Ausfüh­rungen zur meta­phori­schen Exem­plifi­kation, anhand derer meta­phori­sche Prozes­se in Bildern deutlich von an Bilder heran­getra­genen meta­phori­schen [[Prädikation|Prädi­kati­onen]] unter­schieden werden können (⊳ auch [[Strukturbild|Struktur­bild]]), und ande­rerseits Carrolls Bestim­mung der zentra­len Aspek­te visu­eller Meta­phern – wie Carroll selbst schreibt, der „most central and least contro­versial core cases of visual meta­phor“ (<bib id='Carroll 1994a'></bib>: S. 215), die eine struktu­relle Verwandt­schaft zur sprachli­chen Meta­pher auswei­sen. | |
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− | + | Aus semiotischer Perspektive wurde 2003 kriti­siert, dass in der Meta­phernfor­schung kein neuer Ansatz gesucht werde, sondern stets nur die Über­tragbar­keit der sprachli­chen Meta­pher in ande­re Phäno­menbe­reiche disku­tiert werde. Durch die semio­tische Ana­lyse non-​verba­ler Meta­phern wird versucht, einen Forschungs­ansatz neben dem logo­zentris­tischen vorzu­stellen, der vielleicht auch für die Ana­lyse sprachli­cher Meta­phern fruchtbar sein könnte (<bib id='Johansen & Posner 2003a'>Johan­sen & Posner 2003a</bib>: S. 4f., <bib id='Sonesson 2003a'>Sones­son 2003a</bib>). | |
− | Seit Goodman | + | : |
− | + | Seit den 1980er Jahren bieten kogni­tivis­tische Meta­pherthe­orien, wie sie vor allem von Lakoff und Johnson (<bib id='Lakoff & Johnson 1980a'></bib>) und später Lakoff und Turner (<bib id='Lakoff & Turner 1989a'></bib>) ent­wickelt wurden, eine theore­tische Grundla­ge, die nicht schon von vorn herein eine lingu­istische ist. Sie tragen dem Anspruch Rechnung, die Sprache als einzi­gen Ausgangs­punkt der Meta­phernfor­schung zu entkräf­ten, der bereits von Danto (<bib id='Danto 1984a'></bib>: S. 267f.) und Carroll (<bib id='Carroll 1994a'></bib>: S. 205f.) formu­liert wurde. Dem Para­digma von Lakoff und Johnson folgend, | |
− | Aus semiotischer Perspektive wurde 2003 | + | : |
− | + | :''the essence of meta­phor is under­standing and expe­rienc­ing one kind of thing in terms of an­other'' (<bib id='Lakoff & Johnson 1980a'></bib>: S. 5), | |
− | Seit den 1980er Jahren bieten | + | : |
− | + | ist die Meta­pher maßgeb­lich ein Phäno­men unseres Denkens (⊳ [[Image Schemata|Image Schemata]]). Force­ville greift dieses Para­digma in seinen Ana­lysen bildhaf­ter Meta­phern auf (vgl. <bib id='Forceville 1996a'>Force­ville 1996a</bib>, <bib id='Forceville 2005a'>Force­ville 2005a</bib>, <bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>), kriti­siert es aber in dem Punkte, dass trotz der Offen­heit der Fokus auf sprachli­che Meta­phern gerich­tet ist und somit das genuin visu­elle Poten­tial der Meta­pher weitest­gehend nicht thema­tisiert wird (<bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>: S. 21f.). | |
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− | + | [[Datei:Huss-1.jpg|thumb|Ab­bil­dung 1: Zeich­nung des Au­tors nach der Fo­to­mon­ta­ge «In­gres’ Vi­o­lin» von Man Ray]] | |
− | + | For­ce­ville führt in die kog­ni­ti­vis­tisch ge­präg­te Me­ta­phern­for­schung die Un­ter­schei­dung zwi­schen mo­no­mo­da­len und mul­ti­mo­da­len Me­ta­phern ein. Ei­ne ''mo­no­mo­da­le'' Me­ta­pher ha­be den Quell- und Ziel­be­reich, zwi­schen de­nen im me­ta­pho­ri­schen Pro­zess die Pro­jek­ti­on von Ei­gen­schaf­ten statt­fin­det, in der glei­chen Mo­da­li­tät (s. Abb. 1), ei­ne ''mul­ti­mo­da­le'' Me­ta­pher hin­ge­gen in ver­schie­de­nen Mo­da­li­tä­ten. Mul­ti­mo­da­le Me­ta­phern tau­chen vor al­lem in der [[Werbung|Wer­bung]] auf, wie For­ce­vil­les Ana­ly­sen zei­gen. Ei­ne Bild­un­ter­schrift kann bei­spiels­wei­se zu ei­ner an­de­ren Les­art des Dar­ge­stell­ten auf­for­dern, nach der der Be­trach­ter Ei­gen­schaf­ten des in den Wor­ten be­schrie­be­nen Phä­no­mens auf das Bild pro­ji­ziert. In­dem die sprach­li­che Me­ta­pher als DIE Me­ta­pher ent­thront wird und als mo­no­mo­da­le, wenn nicht als ihr Pro­to­typ, ne­ben die vi­su­el­le Me­ta­pher tritt, kann sich, so Force­ville, die Erfor­schung nicht-​sprachli­cher Meta­phern ihrer margi­nalen Stellung erweh­ren: | |
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− | + | :''I will sketch how adopt­ing the view that meta­phors can as­sume non-​verbal and multi­modal appear­ances can and should guide the research of a new gener­ation of meta­phor scholars'' (<bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>: S. 22). | |
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− | == | + | ==Visuelle und multi­moda­le Meta­phern== |
− | + | In der Theoriebildung zur visu­ellen Meta­pher hat sich bis zum heuti­gen Zeitpunkt kein Einheits­modell etab­liert, das allen Aspek­ten visu­eller Meta­phorik oder den Fokus­bildun­gen der unter­schiedli­chen Diszi­plinen vollends Rechnung tragen kann. In Force­villes vorge­stelltem Theorie­rahmen zur non-​verba­len und multi­moda­len Meta­pher lässt sich aller­dings ein erster Ansatz veror­ten, eine Forschungs­grundla­ge für Meta­phern außer­halb der Sprache zu situ­ieren, die sich der oft kriti­sierten einfa­chen Über­tragung sprach­wissen­schaftli­cher Theorien und deren eklek­tische Auswahl erweh­ren kann. Im Folgen­den sollen zentra­le Aspek­te visu­eller Meta­phorik und theore­tische Proble­me vorge­stellt werden, die für die bishe­rige Forschung zur visu­ellen Meta­pher von zentra­ler Bedeu­tung sind und eine Grundla­ge zur Annä­herung an das Phäno­men darstel­len. | |
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+ | Zwei wesentliche Arten meta­phori­scher Prozes­se in Bildern können unter­schieden werden: einer­seits die Reprä­senta­tion-​als und ande­rerseits die Über­schneidung oder Über­lage­rung zu einer Mischform. | ||
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+ | Die ''Repräsentation-als'' bezeich­net die [[Darstellung|Darstel­lung]] eines Bild­ele­ments durch Attri­bute eines ande­ren Ele­ments. Bereits Wollheim fixier­te diesen Bild­prozess mit dem Ausdruck ‘Sehen-​als’ („seeing as“, <bib id='Wollheim 1982a'></bib>), der von Aldrich aufge­griffen wurde (<bib id='Aldrich 1983a'></bib>) und bei Danto (<bib id='Danto 1984a'></bib>) als ‘Reprä­senta­tion-​als’ und später bei Maje­tschak (<bib id='Majetschak 2005a'>Maje­tschak 2005a</bib>) wieder auftaucht. Einem Beispiel von Danto folgend, kann in dem Bildnis Napo­leons als römi­scher Kaiser eine Reprä­senta­tion-​als gese­hen werden, da Napo­leon kein römi­scher Kaiser war und die Darstel­lung ihn als einen solchen sehen lässt. Hierbei werden Attri­bute eines römi­schen Kaisers in einem meta­phori­schen Prozess auf Napo­leon über­tragen (vgl. <bib id='Danto 1984a'></bib>, Kpt. 7). Danto prägt für diesen Prozess den Begriff der​ »Trans­figu­ration«​ (<bib id='Danto 1984a'></bib>: S. 256) anstelle von​ »Trans­forma­tion«. | ||
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+ | Die ''Überschneidung'' als zweite wesent­liche Art meta­phori­scher Prozes­se im Bild taucht erstmals bei Carroll in einer genau­en Ana­lyse visu­eller Meta­phern auf, die er mit der Über­lage­rung („super­impo­sition“, <bib id='Carroll 1994a'></bib>: S. 196) als Kern visu­eller Meta­phorik beschreibt. Diese Über­lage­rung erzeu­ge eine räumlich-​homo­gene („homo­spatial“, <bib id='Carroll 1994a'></bib>: S.190) Einheit, in der beide Teile sowohl getrennt als auch simul­tan wahrge­nommen werden können. Als Beispiel dafür mag Man Rays [http://www.getty.edu/art/gettyguide/artObjectDetails?artobj=61240 «Le Violon d'Ingres»] von 1924 dienen, eine Foto­grafie, die einen weibli­chen Rücken­akt mit den F-Löchern eines Streich­instru­ments zeigt. Maje­tschak sieht diese Form der bildhaf­ten Meta­phori­zität als Sonder­fall der Reprä­senta­tion-​als, da durch eine „visu­elle Inver­sion“ (<bib id='Majetschak 2005a'>Maje­tschak 2005a</bib>: S. 249) unver­einba­re Dinge vereint werden. Beide Auto­ren unter­scheiden sich aller­dings in dem Punkte, dass Maje­tschak den Wittgen­steinschen Hase-​Ente-​Kopf als Beispiel dieser Art von meta­phori­schem Prozess sieht, während Carroll den H-E-​Kopf deutlich ausgrenzt, da sich beide Figu­ren nur getrennt und nicht simul­tan wahrneh­men lassen (zum H-E-​Kopf vgl. auch ⊳ [[Kippbild]]). | ||
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+ | Zentrale Frage in der Diskussion visu­eller Meta­phern ist, ob im non-​verba­len Bereich eine der ‘A ist B’-Form der sprachli­chen Meta­pher struktu­rell ähnli­che Form vorliegt. Eine visu­elle Meta­pher in dieser Form zu verba­lisie­ren bedeu­tet oftmals eine Verschie­bung ihrer Bedeu­tung. Nicht-​sprachli­che Meta­phern können keine [[Proposition|propo­sitio­nalen]] Gehal­te erzeu­gen und daher auch nicht wahr oder falsch im logi­schen Sinne sein (vgl. <bib id='Danto 1984a'></bib>, <bib id='Carroll 1994a'></bib>, <bib id='Carroll 1996a'></bib>, <bib id='Sonesson 2003a'>Sones­son 2003a</bib>, <bib id='Forceville 1996a'>Force­ville 1996a</bib>, <bib id='Forceville 2005a'>Force­ville 2005a</bib>, <bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>). Carroll sieht in der physikalischen Unvereinbarkeit („physically non­compos­sible“, <bib id='Carroll 1994a'></bib>: S. 199) der Über­schneidung eine der Falsch­heit sprachli­cher Meta­phern vergleich­bare Möglich­keit, eine Ano­malie zu erzeu­gen. In ähnli­cher Weise nähert sich Sones­son dieser Proble­matik an – aller­dings ohne genau­ere Bestim­mung –, indem er von einem Verstoß gegen die „Syntax der Dinge“ (<bib id='Sonesson 2003a'>Sones­son 2003a</bib>: S. 32) spricht. Force­ville nähert sich diesem zentra­len Problem visu­eller Meta­phorik über das Konzept des simul­tanen Einset­zens („simul­taneous cueing“, <bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>: S. 31) an, durch das eine der Struktur der sprachli­chen Meta­pher verwand­te Form erreicht werden kann: „Filling a schematic slot unex­pect­edly“ (<bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>: S. 31). | ||
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+ | Theoretischer Dissens herrscht beson­ders bei der Frage der Direk­tiona­lität visu­eller Meta­phern. Während Carroll einräumt, dass der meta­phori­sche Prozess vieler seiner Beispie­le symmet­risch und daher bidi­rektio­nal sei (<bib id='Carroll 1994a'></bib>), argu­mentiert Sones­son, die Lesart einer visu­ellen Meta­pher sei kontext­abhän­gig (<bib id='Sonesson 2003a'>Sones­son 2003a</bib>). Hausman geht als Folge­rung aus seiner Inter­preta­tion der Inter­aktions­theorie der Meta­pher von Black (<bib id='Black 1954a'></bib>) grundle­gend von einer Rever­sibi­lität visu­eller Meta­phern aus (<bib id='Hausman 1989a'></bib>). Force­ville kriti­siert die Annah­me der mögli­chen Symme­trie visu­eller Meta­phern: Bei vielen visu­ellen Meta­phern, vor allem in der Kunst, könne nicht genau zwischen Quell- und Zielbe­reich unter­schieden werden. Dies hieße aller­dings nicht, visu­elle Meta­phern seien symme­trisch, sondern ledig­lich, dass sich zwei verschie­dene Lesar­ten und somit zwei verschie­dene Meta­phern erken­nen lassen können (vgl. <bib id='Forceville 1996a'>Force­ville 1996a</bib>, <bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>). | ||
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+ | Bei Repräsentationen-als und bei Überschnei­dungen können nicht nur visu­elle Eigen­schaften der zusam­menge­brachten Ele­mente im meta­phori­schen Prozess über­tragen werden. Beson­ders Force­ville und Sones­son beto­nen die [[Kontext|Kontext­abhän­gigkeit]] inner­halb des Über­tragungs­prozes­ses. Grundle­gend wirke sich auch das Genre (z.B. Werbung, Science-​Fiction-​Film) auf die meta­phori­sche Projek­tion und ferner auf die Erkenn­barkeit visu­eller Meta­phern aus (<bib id='Forceville 2006a'>Force­ville 2006a</bib>). Im Falle der Werke der [[bildende Kunst|bilden­den Kunst]] spielen zudem [[Ikonografie, Ikonologie, Ikonik|ikono­graphi­sche]] Konven­tionen eine starke Rolle – neben allge­meinen kultu­rellen Kenntnis­sen wie im Falle des Bildnis­ses Napo­leons als römi­scher Kaiser –, weshalb Maje­tschak den Bedarf zur Erfor­schung visu­eller Meta­phorik vor allem in einer „meta­phernthe­ore­tisch orien­tierte(n) Iko­nogra­phie“ (<bib id='Majetschak 2005a'>Maje­tschak 2005a</bib>: S. 249) sieht. | ||
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− | + | ==Anschlußprobleme: Exempli­fika­tion, Multi­media­lität, tote Meta­phern== | |
+ | Neben der Frage nach meta­phori­schen Prozes­sen in Bildern lässt sich auch die Frage stellen, ob Bilder als Ganzes eine Meta­pher sein können. Zu sagen, ein Bild sei eine Meta­pher für Traurig­keit, lässt sich verkür­zen zur Annah­me, ein Bild sei traurig. Goodman bezeich­net derar­tige Fälle als meta­phori­sche [[Referenz, Denotation, Exemplifikation|Exem­plifi­kation]], denn ein Bild könne Traurig­keit nicht buchstäb­lich, sondern nur meta­phorisch exem­plifi­zieren (<bib id='Goodman 1968a'></bib>, vgl. auch <bib id='Aldrich 1983a'></bib>, <bib id='Danto 1984a'></bib> und resü­mierend <bib id='Carroll 1999a'></bib>). | ||
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+ | Zur Erforschung non-verbaler und multi­moda­ler Meta­phern orien­tiert Force­ville sich außer an der »concep­tual meta­phor theory« von Lakoff und Turner an der neue­ren Multi­media­litäts­debat­te ( ⊳ [[Sprach-Bild-Bezüge|Sprach-­Bild-­Bezü­ge]]). | ||
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+ | Die Annahme, auch visuelle Meta­phern können wie sprachli­che Meta­phern “abster­ben” und durch häufi­gen Gebrauch konven­tiona­lisiert werden, zieht sich wie ein roten Faden durch die verschie­denen Ansät­ze und bietet einen Ausgangs­punkt, um Über­gänge und Unter­schiede zwischen visu­ellen Meta­phern und Symbo­len heraus­zuar­beiten. | ||
+ | {{GlossarSiehe}} | ||
+ | * [[Bildende Kunst]] | ||
+ | * [[Darstellung und Repräsentation]] | ||
+ | * [[Ikonografie, Ikonologie, Ikonik]] | ||
+ | * [[Image Schemata]] | ||
+ | * [[Kippbild]] | ||
+ | * [[Kontext]] | ||
+ | * [[Prädikation]] | ||
+ | * [[Proposition]] | ||
+ | * [[Referenz, Denotation, Exemplifikation]] | ||
+ | * [[Sprach-Bild-Bezüge]] | ||
+ | * [[Sprachliche Metaphern und allgemeine Metaphorologie]] | ||
+ | * [[Strukturbild]] | ||
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Aktuelle Version vom 16. Dezember 2019, 15:25 Uhr
Unterpunkt zu: Bild und rhetorische Figur
Unterschiedliche Perspektiven und DisziplinenEs gibt eine Vielzahl von Theorien, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven und auch aus unterschiedlichen Disziplinen heraus der visuellen Metapher als einem der sprachlichen Metapher verwandten Phänomen anzunähern versuchen. In der Kunstwissenschaft lassen sich bereits seit Mitte des 20. Jahrhunderts Versuche ausmachen, die Figur der Metapher als Mittel zur Bildanalyse und -interpretation zu nutzen; oftmals handelt es sich dabei allerdings nicht um eigenständige Theorien, sondern vielmehr um Instrumente für spezifische Kontexte ([Gombrich 1978a]Literaturangabe fehlt.Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Imdahl 1985a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Wagner 1999a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). Hierbei werden oft einzelne Theorien zur sprachlichen Metapher herangezogen, die sich für den jeweiligen Kontext eignen; Gombrichs «Wertmetaphern in der Bildenden Kunst» von 1952 stützt sich beispielsweise auf Aristoteles «Poetik» (vgl. [Gombrich 1978a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 34-64), [Hausman 1989a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. auf [Black 1954a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Wollheim 1987a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. auf [Davidson 1978a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). Dennoch werden auch wichtige Grundlagen zur Annäherung an genuin bildhafte Metaphern entwickelt, wie beispielsweise die Unterscheidungen zwischen »Sehen-als« und »Sehen-in« ([Wollheim 1982a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ) und die Betonung der bildhaften Simultaneität zur Erzeugung von Sinn ([Imdahl 1994a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Boehm 1994a]Boehm, Gottfried (1994). Die Wiederkehr der Bilder. München: Fink. Eintrag in Sammlung zeigen). Auch wenn die Metapher als Exportgut aus der Linguistik immer wieder in den kunstwissenschaftlichen Diskurs rückt, bleibt ihre Stellung in diesem marginal und ihr Potential wenig beachtet ([Bätschmann 1984a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Rimmele 2011a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998. Eintrag in Sammlung zeigen, [Aldrich 1983a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Danto 1984a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Majetschak 2005a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). Oftmals verlieren die Begriffsbestimmungen allerdings an Kontur, da die Metapher als Argument für die Wesensbestimmung der Kunst funktionalisiert wird, wie im Falle der Ausdruckstheorien von Danto und Aldrich. Besonders wichtig auf dem Wege zur theoretischen Erfassung der visuellen Metapher sind Goodmans Ausführungen zur metaphorischen Exemplifikation, anhand derer metaphorische Prozesse in Bildern deutlich von an Bilder herangetragenen metaphorischen Prädikationen unterschieden werden können (⊳ auch Strukturbild), und andererseits Carrolls Bestimmung der zentralen Aspekte visueller Metaphern – wie Carroll selbst schreibt, der „most central and least controversial core cases of visual metaphor“ ([Carroll 1994a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. : S. 215), die eine strukturelle Verwandtschaft zur sprachlichen Metapher ausweisen. Aus semiotischer Perspektive wurde 2003 kritisiert, dass in der Metaphernforschung kein neuer Ansatz gesucht werde, sondern stets nur die Übertragbarkeit der sprachlichen Metapher in andere Phänomenbereiche diskutiert werde. Durch die semiotische Analyse non-verbaler Metaphern wird versucht, einen Forschungsansatz neben dem logozentristischen vorzustellen, der vielleicht auch für die Analyse sprachlicher Metaphern fruchtbar sein könnte ([Johansen & Posner 2003a]Literaturangabe fehlt. Seit den 1980er Jahren bieten kognitivistische Metaphertheorien, wie sie vor allem von Lakoff und Johnson ([Lakoff & Johnson 1980a]Literaturangabe fehlt.
ist die Metapher maßgeblich ein Phänomen unseres Denkens (⊳ Image Schemata). Forceville greift dieses Paradigma in seinen Analysen bildhafter Metaphern auf (vgl. [Forceville 1996a]Literaturangabe fehlt. Forceville führt in die kognitivistisch geprägte Metaphernforschung die Unterscheidung zwischen monomodalen und multimodalen Metaphern ein. Eine monomodale Metapher habe den Quell- und Zielbereich, zwischen denen im metaphorischen Prozess die Projektion von Eigenschaften stattfindet, in der gleichen Modalität (s. Abb. 1), eine multimodale Metapher hingegen in verschiedenen Modalitäten. Multimodale Metaphern tauchen vor allem in der Werbung auf, wie Forcevilles Analysen zeigen. Eine Bildunterschrift kann beispielsweise zu einer anderen Lesart des Dargestellten auffordern, nach der der Betrachter Eigenschaften des in den Worten beschriebenen Phänomens auf das Bild projiziert. Indem die sprachliche Metapher als DIE Metapher entthront wird und als monomodale, wenn nicht als ihr Prototyp, neben die visuelle Metapher tritt, kann sich, so Forceville, die Erforschung nicht-sprachlicher Metaphern ihrer marginalen Stellung erwehren:
Visuelle und multimodale MetaphernIn der Theoriebildung zur visuellen Metapher hat sich bis zum heutigen Zeitpunkt kein Einheitsmodell etabliert, das allen Aspekten visueller Metaphorik oder den Fokusbildungen der unterschiedlichen Disziplinen vollends Rechnung tragen kann. In Forcevilles vorgestelltem Theorierahmen zur non-verbalen und multimodalen Metapher lässt sich allerdings ein erster Ansatz verorten, eine Forschungsgrundlage für Metaphern außerhalb der Sprache zu situieren, die sich der oft kritisierten einfachen Übertragung sprachwissenschaftlicher Theorien und deren eklektische Auswahl erwehren kann. Im Folgenden sollen zentrale Aspekte visueller Metaphorik und theoretische Probleme vorgestellt werden, die für die bisherige Forschung zur visuellen Metapher von zentraler Bedeutung sind und eine Grundlage zur Annäherung an das Phänomen darstellen. Zwei wesentliche Arten metaphorischer Prozesse in Bildern können unterschieden werden: einerseits die Repräsentation-als und andererseits die Überschneidung oder Überlagerung zu einer Mischform. Die Repräsentation-als bezeichnet die Darstellung eines Bildelements durch Attribute eines anderen Elements. Bereits Wollheim fixierte diesen Bildprozess mit dem Ausdruck ‘Sehen-als’ („seeing as“, [Wollheim 1982a]Literaturangabe fehlt. Die Überschneidung als zweite wesentliche Art metaphorischer Prozesse im Bild taucht erstmals bei Carroll in einer genauen Analyse visueller Metaphern auf, die er mit der Überlagerung („superimposition“, [Carroll 1994a]Literaturangabe fehlt. Zentrale Frage in der Diskussion visueller Metaphern ist, ob im non-verbalen Bereich eine der ‘A ist B’-Form der sprachlichen Metapher strukturell ähnliche Form vorliegt. Eine visuelle Metapher in dieser Form zu verbalisieren bedeutet oftmals eine Verschiebung ihrer Bedeutung. Nicht-sprachliche Metaphern können keine propositionalen Gehalte erzeugen und daher auch nicht wahr oder falsch im logischen Sinne sein (vgl. [Danto 1984a]Literaturangabe fehlt. Theoretischer Dissens herrscht besonders bei der Frage der Direktionalität visueller Metaphern. Während Carroll einräumt, dass der metaphorische Prozess vieler seiner Beispiele symmetrisch und daher bidirektional sei ([Carroll 1994a]Literaturangabe fehlt. Bei Repräsentationen-als und bei Überschneidungen können nicht nur visuelle Eigenschaften der zusammengebrachten Elemente im metaphorischen Prozess übertragen werden. Besonders Forceville und Sonesson betonen die Kontextabhängigkeit innerhalb des Übertragungsprozesses. Grundlegend wirke sich auch das Genre (z.B. Werbung, Science-Fiction-Film) auf die metaphorische Projektion und ferner auf die Erkennbarkeit visueller Metaphern aus ([Forceville 2006a]Literaturangabe fehlt.
Anschlußprobleme: Exemplifikation, Multimedialität, tote MetaphernNeben der Frage nach metaphorischen Prozessen in Bildern lässt sich auch die Frage stellen, ob Bilder als Ganzes eine Metapher sein können. Zu sagen, ein Bild sei eine Metapher für Traurigkeit, lässt sich verkürzen zur Annahme, ein Bild sei traurig. Goodman bezeichnet derartige Fälle als metaphorische Exemplifikation, denn ein Bild könne Traurigkeit nicht buchstäblich, sondern nur metaphorisch exemplifizieren ([Goodman 1968a]Goodman, Nelson (1968, 2. rev. Aufl. 1976).Languages of Art. Indianapolis: Hackett, dt.: Sprachen der Kunst. Suhrkamp 1998. Eintrag in Sammlung zeigen, vgl. auch [Aldrich 1983a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. , [Danto 1984a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. und resümierend [Carroll 1999a]Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. ). Zur Erforschung non-verbaler und multimodaler Metaphern orientiert Forceville sich außer an der »conceptual metaphor theory« von Lakoff und Turner an der neueren Multimedialitätsdebatte ( ⊳ Sprach-Bild-Bezüge). Die Annahme, auch visuelle Metaphern können wie sprachliche Metaphern “absterben” und durch häufigen Gebrauch konventionalisiert werden, zieht sich wie ein roten Faden durch die verschiedenen Ansätze und bietet einen Ausgangspunkt, um Übergänge und Unterschiede zwischen visuellen Metaphern und Symbolen herauszuarbeiten. |
Anmerkungen
[Aldrich 1983a]:
Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Black 1954a]: Literaturangabe fehlt. Bitte in der Bibliographie-Sammlung einfügen als: - Buch, - Artikel in Zeitschrift, - Beitrag in Sammelband, - Sammelband, - andere Publikation, - Glossarlemma. [Boehm 1994a]: Boehm, Gottfried (1994). Die Wiederkehr der Bilder. München: Fink. [Bätschmann 1984a]: Ausgabe 1: 2013 Verantwortlich: Lektorat: Seitenbearbeitungen durch: Dimitri Liebsch [27], Joerg R.J. Schirra [26], Till-Julian Huss [9] und Christoph Martin [5] — (Hinweis) Zitierhinweis: [Huss 2013g-a]Literaturangabe fehlt. |