Wahrnehmungstheorien: Übersicht: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. November 2013, 13:46 Uhr
Hauptpunkt zu: Bild und Wahrnehmung
Kein Bild ohne WahrnehmungTrotz ihrer unterscheidlichen Ansätze sind sich phänomenologische Bildtheorien und semiotische Bildtheorien darüber einig, dass Bilder wesentlich etwas sind, was wahrgenommen wird. Für erstere ist die Wahrnehmbarkeit sogar das zentrale Moment der Bildhaftigkeit. Aber auch Zeichen müssen wahrgenommen werden, um als Zeichen fungieren zu können. Das gilt auf jeden Fall unter der Annahme, dass Zeichen kommunikative Entitäten sind, das heißt: Gegenstände, mit denen jemand etwas zu verstehen geben will. Denn würden die in kommunikativer Absicht präsentierten Gegenstände nicht wahrgenommen werden, würde eine Kommunikation nicht stattfinden (können). Für Zeichen im Allgemeinen und für Bilder im Besonderen lässt sich daher voraussetzen, dass es zum einen notwendig etwas gibt, das wahrgenommen werden kann, also einen Zeichen- bzw. Bildträger, und dass es zum anderen jemanden gibt, der den thematischen Zeichenträger auch tatsächlich wahrnimmt. Die Materialität des Zeichenträgers und die Sensibilität des Zeichenverwenders sind die beiden elementaren Voraussetzungen, aus denen sich in entsprechender Zuwendung und unter geeigneten Umständen kommunikative Situationen (oder gar Verständigung) entwickeln. Die Verschränkung von medialer Materialität und perzeptueller Sensibilität ist in besonderer Weise für Bilder bedeutsam, weil wir Bilder nicht nur als ein zu decodierendes Material verwenden, sondern üblicherweise – semiotisch gesprochen – mit der Motiviertheit der Darstellung rechnen und daher im Bild bzw. in der Gestaltung des materiellen Bildträgers Anhaltspunkte für die Ermittlung der kommunikativen Gehalte annehmen bzw. suchen. Im Unterschied hierzu bietet ein schriftlicher Text (von den ergänzenden bildlichen Aspekten wie Layout, Typographie etc. abgesehen) in der Regel keine semantischen Hinweise auf materieller Ebene. Zwar können wir auch durch eine erneute Lektüre zu einem besseren Verständnis eines Textes gelangen, aber dies hat eher mit den Aspekten des hermeneutischen Zirkels oder auch einfach nur mit der Leistungsfähigkeit des Gedächtnis zu tun, während wir bei der erneuten Betrachtung eines Bildes unter Umständen Eigenschaften und Zusammenhänge erkennen, die wir bislang noch nicht hatten wahrnehmen können. Entsprechend ist die Beschreibung eines Bildes ganz prinzipiell kein vollwertiger Ersatz des Bildes, da wir davon ausgehen müssen, dass uns zu einen späteren Zeitpunkt und / oder in einen veränderten Kontext ganz andere Eigenschaften und Zusammenhänge auffallen werden.
Thematische AufteilungFür das Verständnis von Bildern ist nach dem Gesagten und in auffälliger Übereinkunft der meisten Bildforscher ein Bezug zur Wahrnehmungstheorie essentiell. Etwas anders formuliert: Wir verstehen die Funktions- und Wirkungsweise von Bilder nur in dem Maße, in dem wir die hierbei beteiligten Wahrnehmungsprozesse zuvor bereits verstanden haben. In den verschiedenen Unterpunkten werden entsprechend in exemplarischer Weise wichtige Aspekte des Wahrnehmungsvorganges und der unterschiedlichen Wahrnehmungstheorien behandelt. Auf der Ebene des Wahrnehmungsvorgangs liegen etwa die Einträge zu «Auge» und «Sehen», in denen die Voraussetzungen und Differenzierungen der beteiligten Instanzen und Prozesse erläutert werden. Lemmata wie «Bildwahrnehmung vs. Objektwahrnehmung» oder «Farbwahrnehmung» beschreiben die Besonderheiten, die sich mit unterschiedlichen Wahrnehmungsformen oder Wahrnehmungsinhalten einstellen. Schlagworte wie «Phänomenologie des Bildes» gehen schließlich auf die Besonderheiten der (visuellen) Erfahrung ein, wenn Bildträger wahrgenommen werden. |
Unterpunkte
Anmerkungen
Verantwortlich: Seitenbearbeitungen durch: Joerg R.J. Schirra [29] und Klaus Sachs-Hombach [1] — (Hinweis) |